ITT Über den ersten Winter

Aus Mythopedia

Über den ersten Winter

Noch heute verehren die wahrhaft Weisen unter uns Aeris nicht alleine in den Wolken, den Stürmen und Winden, den Gipfeln und Blitzen. Nein. Auch in Schnee und Eis ist Aeris, obgleich der Ungebildete sagen wird: Doch ist dies nicht Wasser?

Das ist es, und dennoch ein Teil der Luft, den Aeris ist die Schutzpatronin des Winters und darum gebeten wurde Aeris von Mellesan, welche einst ihr Liebling war unter allen Naldar, denn zur Zeit des großen Friedens war alleine sie es, die für die Elemente focht und den Frieden mit dem Feind nimmer dulden mochte.

So höre, Unwissender, die Geschichte von der schönen Mellesan und wie sie zur Ar'Janka wurde.

Zur Zeit, da die vier bösen Elemente die da waren Verwesung, Stille, Krankheit und Unterdrückung, uns einen falschen Frieden aufgezwungen hatte, da bäumte Mellesans kochendes Blut sich in ihr auf und sie sprach zum Kristallthron : "Nimmer will ich deinem Wort gehorchen! Ich werde ausziehen und den Feind bekämpfen, denn dein Friede ist falsch und du wurdest getäuscht."'

Doch der lange Krieg gegen das fünfte der bösen Elemente, den Zweifel, war gerade vorüber und der Mut der Kinder der Luft war angeschlagen, ihre Herzen sehnten sich nach Ruhe um die zerschlagenen Städte neu erbauen zu können. So sprach der Kristallthron zu Mellesan: "Wenn du gegen die Gesetze verstößt so wirst du verbannt werden und niemals mehr eine Naldar sein können, wo du es ohnehin nur zur Hälfte bist!"' Und Mellesan sah die Herrin des großen Sturmvolkes mit kühnem Blick an und sprach: "Dann soll es so sein, denn außer Aeris und dem Wissen um das wahre Recht brauche ich nichts."' Und sie ging fort mit ihrem Schwert und ihrem Kleid und nichts sonst.

Lange wanderte Mellesan umher und sah den Frieden, den die Ordung gebracht hatte. Sie sah das hunderttürmige Viria und die Ruinen des einstmals großen As'Shan, sah Caschathan und die Ebenen von Calladreth. Und wohin sie ging, dort trat sie im Namen der Elemente und des wahren Glaubens auf und entschied etliche Kämpfe für sich, bis sie schließlich zum größten unserer Tempel kam, zum goldenen Wagen, wo Gaheris, der sieben Ebenen, Priester war.

Dort allerdings sah sie den größten Frevel, denn in jenem Moment reute sie, dass sie im Recht war und der Thron aus Kristall sich geirrt hatte. Denn dort traf sie auf den Herren der Stille, der auf seinem weißen Thron aus den Knochen der Rakhail saß und Mellesan durchschaute seinen finsteren Plan, die Portale der Luft zu stehlen und für seine finsteren Zwecke zu missbrauchen.

So trat sie entschlossen vor den großen Herrscher und sprach mit lauter Stimme: "Nimmer werde ich dulden, was du vorhast, so erhebe dich von deinem Thron und stell dich mir."' Doch die innere Leere hatte dem (unleserlich) allen Antreib und Mut genommen und so sandte er seine Dienerin mit Namen Ashantiala, sich Mellesan zu stellen.

Nie wieder, so sagen die Geschichten sollen zwei Wesen von solcher Grazie und solcher Schönheit aufeinander getroffen sein, nie wieder zwei Frauen von solcher Tödlichkeit auf Mitraspera gewandelt sein, wie Mellesan und Ashantiala. Inmitten des goldenen Wagens sollen sie gefochten haben und über ihnen zogen die Sterne vorbei und auch der Mond und Gewitter und Regen begleiteten den Kampf der Beiden.

Schließlich aber war es Ashantiala, die dem Regen und der Sonne und Erde mit einem mächtigen Fluch allen Antrieb nahm, wie es Art der Leere und Stille ist, um Mellesan zu überwinden. Doch Mellesan verzagte nicht, denn Aeris konnte man den Antrieb nicht rauben. So durchbrach Mellesan, Aeris erste Dienerin, die Verteidigung ihrer überraschten Feindin und tötete sie, während um sie herum die Welt zu Winter wurde.

In jenem Moment aber, da der Herr der Leere sah, wie seine Schülerin geschlagen wurde, da verging er ins Nichts um sich selbst zu retten und riss aus Wut die Portale mit sich, welche von jenem Tag an für immer verloren waren. Mellesan aber kniete nieder und flehte Aeris, die anderen Elemente vom Fluch zu erlösen und so war es jener Moment, da Aeris erkannte, dass der Winter nur ihr gehören konnte, denn ihre drei Geschwister waren erstarrt durch die Kälte.

Mit der Wärme in Mellesans Leib vertrieb Aeris also den Winter und alles was von der einst kühnsten Kriegerin Aeris blieb war eine Statue aus reinstem Eis, welche auch heute noch den goldenen Wagen ziert und an das größte Opfer erinnert.

So merke auf, Ungelehrter, denn zwei Erkenntnisse kannst du aus jener Geschichte ziehen.

Fürchte nicht den Winter, denn er gehört Aeris allein und Eis und Schneesind ebenso dein Element, wie Wind und Wolken.

Lausche niemals dem Feind, wenn er von Frieden spricht, denn ihn interessiert nur dein Besitz und dein Leben und beides will er dir nehmen.