ITT Tagebuch von Elisabeth Strongbow

Aus Mythopedia

Liebes Tagebuch,

wir sind jetzt schon zwei Wochen auf dem Schiff. Onkel Gernot brummelt den ganzen Tag in seinen Bart. Ich glaube, er mag den Kapitän nicht (und er hat sich seit zwei Wochen nicht rasiert). Der ist aber ganz nett, der Herr Armatio. Er hat mich heute sogar das Schiff steuern lassen und mir danach eine tombrische Orangine geschenkt dafür, dass ich ihm geholfen hab! Onkel Gernot meinte nur, wenn der Herr Armatio weniger Fleisch und dafür mehr Oranginen essen würde, wäre er wohl erstens nicht so dick und zweitens wären wir schon längst auf Mythodea!

Nur noch fünf Tage müssen wir fahren, dann sind wir da. Herr Armatio hat mir schon ganz viel erzählt – wie er vor knapp einem Jahr diese neue Welt entdeckt hat und dabei sogar sein eigenes Schiff verloren hat. Das hat Westwind geheißen und er hat immer eine Planke davon dabei! Dann ist er zurück gefahren und hat uns abgeholt. Da sind aber außer Onkel Gernot und mir noch ganz viele andere mitgekommen und Herr Armatio meinte es kämen noch mehr Schiffe in den nächsten Wochen nach Mythodea.

Ich muss jetzt aufhören, weil ich ins Bett muss. Morgen früh erzählt uns Fileas alles über das neue Land und auf was wir aufpassen müssen. Der Fileas ist ein komischer Kerl aber ganz lustig. Er ist mindestens doppelt so groß wie Onkel Gernot und hat wunderschöne blonde Locken! Außerdem rasiert er sich und kann ganz toll jonglieren und singen! Leider muss er sich immer darum kümmern, dass die Seemänner alles richtig machen ,weil er der Erste Maat vom Herrn Armatio ist und kann selten singen.


Tag 1

Liebes Tagebuch,

weil ich vorgestern nicht alles verstanden habe, hat mir der Fileas die Geschichte von Mythodea noch mal aufgeschrieben. Ich leg den Zettel hier mit rein weil ich die Legende so spannend finde! Heute morgen hat der Ausguck "LAND!" gerufen und danach ist Francis (so heißt der) gleich zum Kapitän gelaufen. Der war den ganzen Tag ganz aufgeregt, weil er Feuer im Hafen gesehen hat. Er hat uns auch bis zum Nachmittag nicht vom Schiff gelassen, aber jetzt ist alles in Ordnung.

Also dieses Mythodea sieht wirklich sehr seltsam aus, aber am unheimlichsten sind diese Wilden, die immer um Herrn Armatio herumschleichen. Ouai oder so ähnlich heißen sie, sagt Onkel Gernot, der sich immer noch nicht rasiert hat. Dafür hat er jetzt aber genügend Zeit, weil wir erstmal ein paar Wochen hier in Porto Armatio bleiben, bevor wir mit den Karren nach Norden ziehen.

Zettel:

"Die trawonisch-tortugisische Seehandelsgile verkündet: Mythodea ist die Welt aus den alten Legenden, in deren Bächen Honig fließt und wo das Gold auf den Straßen liegt! Es ist eine Welt, die beherrscht wird von den fünf Elementen – Feuer, Erde, Wasser, Luft und Magie! Im ewigen Streit und gleichzeitig perfekter Balance herrschen sie unangefochten über jedes Leben. Dieses Paradies hat alles bis auf eines: Bewohner! Siedler aus allen Länden der Mittellande und aller anderen Gefilden eilt herbei – findet Reichtum und Glück auf dem Kontinent, den Paolo Armatio für Euch entdeckt hat!"

Tag 19

Liebes Tagebuch,

wir sind nach ein paar Tagen auf den Pferdekarren endlich bei den Ruinen angekommen, von denen Fileas mir erzählt hat. Zwischen den Mauern (neben denen Herr Armatio neue Häuser bauen lässt) hab ich eine ganz große Statue gefunden, die genauso aussieht wie dieser Ouai. Der sitzt auch den ganzen Tag davor und starrt mich immer an wenn ich vorbei gehe. Fileas meint der heißt Onthuthet (das musste er mir buchstabieren). Dahinter steht auf einem Hügel eine große, schwarze Pyramide an der ganz viele Geschichten stehen. Die Pyramide ist mindestens dreimal so hoch wie die Statue, und die ist schon doppelt so hoch wie unsere Hütte! Onkel Gernot hat mir verboten da hinzugehen, aber ich hab mir eine seiner Abschriften geholt:

Abschrift:

"Dies ist das Siegel des Ostens. Erkenne, Kind der Geächteten, die Zeichen des Siegels und handle danach, um Zutritt zu diesem Land zu erlangen. Folge den Weisungen der Gesetze und Zwei von Gegensatz und Ergänzung werden es sein die das Siegel brechen. Diese werden herrschen über das Land des Siegels des Ostens. Der Herr des Gegensatzes wird sein der Archon. Er wird in Macht und Namen der Ihm Folgenden Herrschaft über das Land führen und Widriges mit all Seiner Kraft bekämpfen. Die Herrin des Gegensatzes wird sein die Nyame. Sie wird den Weg der Urgewalten erkennen und im Geiste der Elemente das Land weisen. Die Nyame ist der Geist des Landes und der Geist des Landes ist die Nyame. Sie bindet die spirituelle Macht der Elemente in sich. Sie weist den Strömen der Elemente den Weg. An Ihrer Seite wird sitzen der Archon und Sie wird Seiner Macht den Weg weisen. Sie trägt die Hoffnung des Landes. Der Archon ist das Land und das Land ist der Archon. Er vereint die weltlichen Kräfte in sich. Er weist den Kindern der Elemente den Weg. An seiner Seite wird sitzen die Nyame und er wird Ihrer Weisheit mächtiger Arm sein. Er trägt die Last des Landes."

Tag 70

Liebes Tagebuch,

der Herr Armatio ist wieder mit seinem Schiff (ich glaub es heißt Seekuh oder so) angekommen und hat noch viel mehr Leute mitgebracht. Lauter buntes Volk und ganz viele mit Waffen und Rüstungen. Die Häuser bei der schwarzen Pyramide sind fast fertig. Ach ja: Fileas hat gemeint, das Ding heißt Siegel. Ist aber weder rot noch aus Wachs, ich hab's mir genau angeschaut!

Tag 81

In den letzten Tagen ist eine Menge passiert, aber jetzt hab ich endlich Zeit zu schreiben. Alles, was da auf der Pyramide gestanden hat ist passiert, hat Onkel Gernot gesagt. Danach hat er noch irgendwas von wegen Schicksal gemurmelt und irgendwas wie „Paolo wird schon wissen, was er tut!“. Ich glaube er ist nur traurig, weil Rutger einen Arm verloren hat. Rutger war ein alter Händler und Freund von meinem Papa und hat bei der großen Schlacht mitgekämpft bei der dieser langhaarige Kerl Archon geworden ist. Der grinst zwar immer, riecht aber nach Fisch. Onkel Gernot meint, dass wundert ihn nicht, ist ja auch ein bretonischer Fischkopp. Was auch immer er damit meint!

Und heute Abend durfte ich am Lagerfeuer neben der Lady Tiara sitzen! Die war ganz verwirrt und hat ganz viel geweint, aber ich glaube weil sie so glücklich war. Man wird schließlich nicht jeden Tag Nyame eines Landes! Fileas meinte, er müsse morgen weg, weil ihn der Herr Armatio zum auskundschaften des Nordens losschicken wolle. Ich muss jetzt auch kurz weg, draußen ist jemand bei Onkel Gernot.

So, das muss ich jetzt noch schnell aufschreiben: Eben war ein Avatar bei uns! Die war sooooo schön! Sie hat irgendwie von Innen geleuchtet und in ihren Augen konnte ich kleine Lichtblitze sehen. Obwohl sie barfuss war, waren ihre Füße ganz sauber. Sie hat den Boden ja auch irgendwie gar nicht richtig berührt, sondern ist irgendwie geschwebt. Aber das schönste an ihr war ihre Stimme, die Klang wie wunderschöner Gesang und hat mich irgendwie an Mama erinnert, obwohl Onkel Gernot immer sagt, dass ich da noch viel zu jung war als Mama gestorben ist.

Tag 127

Es brennt! Onkel Gernot hat mich in meinem Zimmer eingesperrt, aber vom Fenster aus kann ich es genau sehen. Die Hütte von Medikus Berengard brennt! Hoffentlich ist Fileas nichts passiert, ich glaub der war da nämlich noch drin!

Vor fünf Tagen, als ich draußen auf der Wiese war sind die Kundschafter von Herrn Armatio zurückgekommen. Ich hab aber nur vier gesehen (obwohl sie doch zu zehnt vor einem Mond losgezogen sind), und die haben Fileas auf einer Bahre getragen. Onkel Gernot hat mich nicht in ihre Nähe gelassen, aber ich hab an der Tür gelauscht als er mit Francis und Medikus Berengard geredet hat.

Die fünf hatten ganz schlimme Verbrennungen am ganzen Körper und sagen trotzdem in keinem Feuer gewesen zu sein. Und Fileas hatte irgendeinen schwarzen Fleck im Nacken, der sich bewegt hat. Sie haben die fünf aber gleich in Berengards Hütte gesperrt und nicht rausgelassen. Und jetzt brennt die! Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Wir wollten morgen schließlich auf die große Reise nach Norden gehen!

Tag 142

Liebes Tagebuch,

ich dachte auf einem Schiff fahren sei aufregend, aber auf einem Floß macht das ja noch viel mehr Spaß! Heute Morgen habe ich Herrn Armatio geholfen, das Ruder zu halten und er hat mir erzählt, wie er diesen großen Fluss entdeckt hat und ihm dadurch natürlich auch einen Namen geben durfte: Paolosippi. Onthuthet redet wieder wirres Zeug, von wegen der Fluss hieße seit Jahrtausenden Uitheanokathipitel oder so – aber die Ouai erzählen alle immer so seltsame Geschichten, die ich nicht verstehe.

Aber immerhin geht es dem Herrn Armatio wieder besser. Er war so schrecklich launisch in den Tagen nach dem Feuer. Ich glaub er hat nicht gut geschlafen. Francis hat an viele Männer Schwerter verteilt. Onkel Gernot mag ihn glaub ich, jedenfalls sitzen die beiden Abends immer zusammen und malen Landkarten. Fileas ist immer noch nicht wieder da und Onkel Gernot mag mir nicht sagen, wo er ist.

Tag 160

Onkel Gernot hat mir heute gesagt, dass ich ein tapferes Mädchen sein muss, weil ich ja schon in einem halben Jahr zehn werde und damit schon fast erwachsen bin. Danach hat er mir ganz schlimme Dinge erzählt.

Fileas ist tot, sagt Onkel Gernot. Er ist damals zusammen mit allen, die in der Hütte von Berengard waren im Feuer gestorben, nur der Medikus hat überlebt (gerade so). Mehr wollte er mir nicht erzählen, aber ich hab mich heute früh als sie den Karren von dem Archon geflickt haben durch seine Truhe gewühlt und dabei seine Zettel von damals gefunden. Hoffentlich merkt er nicht ,dass einer fehlt. Ich hab ihn noch nicht ganz gelesen. Nur den Anfang. Weil er mir zu unheimlich ist.

Zettel:

"Von Francis erfahren, dass der alte Seebär seltsame Träume und Visionen hat. Entweder ist da wirklich was dran, dass er von den Elementen auserkoren ist oder er dreht jetzt endgültig durch. Seit Fileas Strongbow aus diesem brennenden Haus entkommen ist ,wurde es sogar noch schlimmer. Wundert mich aber auch nicht. War ne schlimme Sache. Überall Blut und Asche, Berengard, der sabbernd und wimmernd versucht sich selbst die Augäpfel rauszureißen. In der Mitte die vier Gepfählten, deren Leiber langsam in schwarzen Flammen... Das sah wie eine verdammte Opferung aus! Aber Paolo hat nur etwas von Zeichen im Feuer gefaselt. Will morgen Francis losschicken, um Fileas zurück zu holen. Blutig dumme Idee, wo er schon über 20 Mann im Norden verloren hat an einen Feind von dem wir noch nicht einmal Spuren gesehen haben."

Tag 219

Liebes Tagebuch,

seit fast sechs Wochen laufen wir der untergehenden Sonne entgegen und jeden Tag wird es kälter. Der Herr Armatio hat mich heute in einen der Wagen gesetzt, weil er meinte, ich würde mir sonst einen ganz schlimmen Schnupfen holen. Das wäre schön dumm, da ich doch nächste Woche Geburtstag habe!

Vor ein paar Tagen sind ein paar von uns umgekehrt, nachdem Onthuthet verschwunden ist. Der Archon ging mit ihnen, um sie auf dem Weg zurück zur Küste zu beschützen. Ist eigentlich ein ganz netter Kerl und er riecht auch gar nicht immer nach Fisch, habe ich festgestellt. Habe gehört wie Francis und Onkel Gernot sich unterhalten haben. Die haben über immer mehr verschwundene Leute geredet und dass sie immer häufiger Geschichten über einen Feind im Norden gehört haben. Weil aber der Herr Armatio heute meinte, wir wären ganz nah an der Nordküste von Mythodea hab ich mir überlegt, wer das wohl sein kann! Nicht dass der uns was tut!

Tag 227

Heute habe ich Geburtstag! Der Schnee liegt inzwischen fast vier Fuß hoch. Ich glaub darum war Onkel Gernot auch ganz froh, als wir gestern die Höhlen gefunden haben. Es ist eigentlich ganz gemütlich hier. Francis hat heute mit ein paar ganz ernst guckenden Männern geredet, aber ich fand damit passten die ganz gut zu ihm. Ich habe leider nicht viel hören können aber sie haben irgendwas über einen Ring und Feuer geredet. Jetzt muss ich aber weg, Onkel Gernot hat gemeint er hat ein Geschenk für mich!

Tag 230

Ich habe heute Nacht etwas Schreckliches geträumt! Onkel Gernot und Francis wollten unbedingt wissen was, aber ich hab es niemandem erzählt. Damit ich aber heute Nacht nicht wieder davon träume (das passiert nämlich wenn man's keinem erzählt, hat Onkel Gernot gesagt) erzähl ich es jetzt dir!

Ich habe geträumt, dass aus den Wänden der Höhle schleimige, dünne, schwarze Fäden kommen und sich um die Arme und Beine von allen wickeln. Und keiner hat es gemerkt, weil alle geschlafen haben. Nur ich war wach, aber ich konnte nichts sagen und auch nicht weglaufen! Und als die Anderen dann aufgewacht sind, wollten sie weglaufen und schreien, aber konnten das nicht mehr weil die Fäden sie festgehalten haben und in ihre Münder gekrochen sind. Das sah richtig grausig aus. Dann kam aber zum Glück Mama! Sie war so groß und schön wie auf dem Bild, das bei Onkel Gernot zu Hause gehangen hat. Und sie hat mich aus der Höhle raus getragen. Danach hat sie mir einen Anhänger an einer silbernen Kette geschenkt und gemeint, so lange ich den trage, kann mir nichts passieren. Komisch – der Anhänger sah genauso aus wie der, den mir Onkel Gernot an meinem Geburtstag geschenkt hat. Ich fand ihn eigentlich ganz doof, weil er viel zu groß war. Aber Onkel Gernot meinte, wenn ich gut darauf aufpasse, erzählt er mir in ein paar Jahren auch sein Geheimnis! Jetzt freu ich mich auf jedem Fall viel mehr drüber, weil er mich an den Traum und Mama erinnert.

Tag 251

Liebes Tagebuch,

inzwischen ist es richtig gemütlich in der Höhle, und die ist ganz schön groß! Francis meinte letztens, dass wir den Winter hier ganz gut überstehen können, wenn der kleine Bach nicht einfriert, der hinten durch die Höhle fließt. Der Archon ist noch nicht zurückgekommen, vielleicht ist er zu Hause geblieben weil es dort wärmer ist!

Tag 79 im 2. Jahr

Liebes Tagebuch,

heute kam der krumme Johann zurück. Francis hatte ihn zurück zum Hafen geschickt, damit er dem Archon von den Spuren erzählt, die wir gefunden haben. Ja genau, das wollte ich ja eigentlich zuerst schreiben: Wir haben Spuren gefunden! Ganz viele! So viele dass Gernot gebrummelt hat „Das muss eine ganze blutige Armee sein, die uns allen den Hals- “. Dann hat er gemerkt ,dass ich neben ihm stehe und plötzlich gar nichts mehr gesagt.

Na auf jedem Fall kam Johann zurück und meinte der Archon wäre in die Mittellande zurück gefahren! Ich glaub, dem war es einfach zu kalt hier in Mythodea. So ein Waschlappen!

Hui passiert heute viel! Während ich das oben geschrieben hab kam auch Frickeboth Feyn der Magier zurück. Er hat den Fluss untersucht an dem wir seit zwei Wochen lagern und meint ein paar Tage Flussabwärts (das ist dahin wo die Sonne untergeht) hätte er eine große, schwarze Pyramide entdeckt!

Tag 82 im 2. Jahr

Liebes Tagebuch,

mein lieber Klapautärmann! (Den Spruch hab ich von Herrn Knutson aus Tortuga, aber das darf Onkel Gernot nicht wissen) Ich hab zwar nicht viel mitbekommen, weil Onkel Gernot mich die meiste Zeit ins Zelt eingesperrt hat, aber ganz doof bin ich auch nicht. Ist ja auch nur ein Zelt und darum aus Stoff! Ha!

Also was ich gesehen habe war schon ne ganze Menge und gehört hab ich sogar noch mehr! Also angefangen hat alles damit, dass es bei uns im Zelt gebrannt hat, nachdem wir es neben dem schwarzen Ding aufgestellt haben. Naja, es hat nicht wirklich gebrannt, aber da war ein Mann bei uns, der gebrannt hat und dem das gar nichts ausgemacht hat glaub ich! Das war auch einer der Avatare, aber bestimmt nicht der des Wassers!! Und der war ganz schön sauer! Er hat erzählt, jemand hätte das Feuer Mythodeas geknechtet und in Ketten gelegt. Danach waren alle ganz aufgebracht. Das lag aber wohl auch am „Schwarzen Eis“.

Onkel Gernot hat Angst. Das weiß ich, weil er sich vor zwei Tagen sein Kettenhemd an- und seitdem nicht mehr ausgezogen hat. Aber ich bin ganz froh, dass hier lauter Männer in Kettenhemden und mit Schwertern rumlaufen. Ich hab gestern durch ein Loch im Zelt den Feind gesehen. Viele, viele hundert dunkle Gestalten in schweren, blau-schwarzen Rüstungen. Aber Onkel Gernot meint, dass sich die Lady Tiara und Paolo darum kümmern, dass auch dieses Siegel geöffnet und damit alle Bösen vertrieben werden.

Tag 84 im 2. Jahr

Liebes Tagebuch,

die Lady Tiara hat heute mal wieder ganz lange geweint, aber ich glaube sie war einfach nur müde. Jedenfalls ist sie nicht auch Nyame des Nordens geworden, sondern eine Frau mit ganz schwarzer Haut und schönen weißen Haaren! Ich hab eine Notiz aus Francis Mappe stibitz und leg sie hier rein weil die Namen alle so kompliziert sind. Jedenfalls weiß ich jetzt, wie der neue Archon und die neue Nyame heißen.

Das Schwarze Eis kam zum Glück gar nicht in meine Nähe. Onkel Gernot meint, irgendwas hätte die Zeltstadt beschützt, aber keine wisse was. Ein paar behaupten, es wäre ein mächtiger Segen gewesen, den der Herr Armatio zusammen mit den Elementen über uns gelegt hat, aber ich glaub das war höchstens der Frickeboth. Der Herr Armatio kann doch gar nicht zaubern!

Eine ganz seltsame Sache ist noch passiert. Als ich gestern die große Schlacht vor den Zelten beobachtet hab', war ich mir ganz sicher, Fileas kurz gesehen zu haben! Ich hab das danach gleich Francis erzählt, doch der hat nur noch grimmiger gekuckt und gesagt ich solle „meinen hübschen Kopf nicht in Dinge stecken, die mich gar nichts angehen!“. Von wegen! Wenn Fileas lebt, geht mich das eine ganze Menge an! Aber ich bin lieber ruhig.

Zettel:

“Geschätzter Janus, das zweite Siegel ist offen! Der Herr Ichtarion vom Ring des Feuers ist Archon des Nordens. Eine weise Wahl der Elemente, seine starke Hand wird schützend über das Land wachen. Bei der Nyame bin ich mir noch nicht so sicher, doch können sich die Elemente so geirrt haben? Ka'Shalee Zress ist der Name der Drow, welche alle Anwärterinnen weit übertroffen hat! Jedenfalls brauch ich dich schnellstens hier! Ich werde Frickeboth nach Porto Armatio schicken, damit er dort das Amt des Magistraten übernimmt. Eil dich, alter Freund. Ich glaube F.S. lebt! Paolo“

Tag 329 im 2. Jahr

Liebes Tagebuch,

ich habe dir lange nicht geschrieben, aber das war vor allem, weil so viel los war! Irgendwie ist Onkel Gernot anders zu mir seit ein paar Wochen. Oder Monaten? Naja, es wurde ja auch Zeit, dass er mich endlich mal ernst nimmt! Kann auch an meinem elften Geburtstag liegen. Jedenfalls hat er mich letzte Woche zu Frau Brenna der Schneiderin gebracht und sie hat mich als Lehrling aufgenommen! Ich glaube ich werde die nächsten Wochen noch weniger Zeit zum Schreiben haben. Die Frau Brenna meinte nämlich, sie hat ganz vieeeeel Arbeit für mich…

Gleich danach sind der Herr Armatio und Gernot nach Süden aufgebrochen, um dem Fluss zu erkunden. Mal sehen, was sie finden… Es ist schon wieder ganz schön kalt. Ich glaube ja, das liegt daran, dass wir so viel weiter im Norden sind als in Porto Armatio. Aber die Leute auf den Straßen (meistens die aus dem Osten) behaupten das läge an „der bösen Drow, die sich den Thron erschlichen hat“. So ein Unsinn! Die Lady Ka'Shalee Zress ist unglaublich nett und hat es geschafft, in den letzten acht Monaten eine Steinmauer um unsere neue Stadt zu errichten. Die ist schon doppelt so hoch wie ich! Den Namen hat übrigens der Herr Armatio ausgesucht, drum heißt sie jetzt auch „Paolos Trutz“ (die Stadt, nicht die Mauer).

Nachtrag (2 Tage später):

Heute hat die Nyame zusammen mit dem Archon eine große Ladung Feuerholz in die Stadt gebracht und an uns alle verschenkt. Endlich! Jetzt ist es zwar warm, aber ich darf von früh bis Abend für Frau Brenna Holzscheite zerkleinern.

Ach und ich hab ganz vergessen aufzuschreiben, dass im Osten Krieg ist! Die Armeen von dem Imperator und dem Schwarzen Eis machen das ganze Land unsicher! Und wo sie mal gewinnen, kommt keiner zurück. Frau Brenna hat gestern ihrer Schwester erzählt, das Schwarze Eis würde seine besiegten Feinde nicht töten, sondern in Puppen verwandeln, die dann auch für den Imperator und seinen Feldherrn kämpfen müssen. Ist schon ein ganz schönes Schwatzmaul, die Frau Brenna, das kann ich dir sagen! Was wären denn das für Gegner für unsere Ritter…

Tag 361 im 2. Jahr

Liebes Tagebuch,

die Sonne scheint wieder! Und eigentlich hab ich ja gar keine Zeit zu schreiben, aber es ist soooo viel passiert heute!

Der Herr Armatio und Onkel Gernot sind zurück und haben Besucher mitgebracht! Die sind fast alle ganz groß und schlank und haben schöne Gesichter. Nicht so schön wie die Avatare, aber ganz passabel! Onkel Gernot hat Francis beim Abendessen erzählt, dass sie dem Fluss bis zum Gebirge gefolgt sind und dann nach Westen abgebogen sind, bis sie auf einen anderen Fluss getroffen sind. Den konnten sie nicht mehr überqueren weil dort überall Schwarzes Eis war. Er meinte dann auch noch (als er dachte ich höre sie nicht), dass sie es wohl kaum zurück geschafft hätten, wenn sie nicht auf die Naldar getroffen wären (so heißen die Hübschen).

Die haben sie dann zu einem riesigen Lager am Rand des Gebirges gebracht. Da waren viele tausend von ihnen, aber fast alles nur Kinder und Alte. Na ich werd' mal sehen, ob ich in den nächsten Wochen nicht mehr aus den Naldar herauskriegen kann. Hab ich schon erwähnt, dass die gaaaaanz toll aussehen? Oh ich muss weg, Frau Brenna ruft.

„So höret, ihr Siedler und Abenteurer, die ihr nach Mythodea gekommen seid, um euer Glück zu suchen! Am heutigen Tag, dem 3. Jahrestag der Entdeckung, wurde der Grundstein der Großen Armee der Elemente gelegt, um die neuen Siedlungsgebiete gegen die Bedrohung durch den Imperator, den Sharuhn'Ar und all ihre Truppen zu beschützen und ihnen geeint und stark entgegen zu treten. Für Mythodea!“ gez. Ichtarion

Tag 25 im 3. Jahr

Liebes Tagebuch,

wir sind wieder unterwegs! Die Naldar führen uns auf verborgenen Wegen immer weiter nach Süden, denn der Herr Armatio möchte das nächste Siegel (das ist das im Westen) so schnell wie möglich finden und öffnen, um die Streitkräfte des Schwarzen Eises weiter zu schwächen. Das sagt er zumindest. Onkel Gernot brummt manchmal was von einem „machthungrigen fetten Sack“ wegen dem uns „allen noch mal der Himmel auf den Kopf fällt“ und so, aber er sagt nie mehr wenn ich nachfrage.

Ich bin jedenfalls gespannt auf den Westen, auch wenn wir bisher ja nur nach Süden ziehen?! Natürlich habe ich letzte Nacht – als selbsternannte Biokra-dings des großen Paolo Armatios – mal wieder einen Brief stibitzt, den Onkel Gernot auf seiner Truhe vergessen hat. Hab' ihn ganz fix abgeschrieben als Frau Brenna mal kurz bei Jakob dem Gerber war.

„Das Licht zum Gruß, Kapitän! Ich berichte wie gewünscht von meinen Nachforschungen. Lady Tiara hat ganze Arbeit geleistet, und die Unterstützung der Anhänger Achenars in dieser Sache ist auch nicht zu unterschätzen. Jedenfalls findet sich langsam eine beachtliche Menge an Schriften und Dokumenten in Neu Prahtanperk ein! Ich fahre inzwischen fast jede Woche hinauf, um mir einen neuen Schwung davon auszuleihen und einzusehen. Ich hoffe dieser Brief erreicht Euch trotz der immer stärker werdenden Bedrohung durch das Schwarze Eis, welche auch wir hier im Osten inzwischen zu spüren bekommen. Aqua möge uns den Archon zurückbringen, auf dass er unsere Grenzen verteidige!

Doch nun zu Wichtigerem! Ich denke, ich kann Euch inzwischen ein paar mehr Details über die Frühgeschichte Mythodeas nennen. Seht diese Zeilen als das Destillat aus fast einem Jahr an Arbeit und mehr als 5000 Seiten, welche aus allen bekannten Ländern Mythodeas zusammen getragen wurden!

Mitraspera, wie Mythodea vor seiner Wiederentdeckung genannt wurde, ward geschaffen durch die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft. Doch waren die Ungleichgewichte zu groß und die Schöpfung zu roh, als dass Leben darauf Platz gefunden hätte. Es war das fünfte Element, die Magie, welche die vier einte, und erst nach ihrem Erscheinen konnte mehr entstehen als Felsen, Ozeane Wind und Feuer. Die ersten Völker lebten so lange vor allem anderen, was hier wandeln sollte, dass ihr Wissen und ihre Macht denen von Göttern gleichkam, als die jüngeren Völker auf sie trafen. Viele Quellen besagen auch, die „jüngeren Völker“ wären erst durch die Alten erschaffen worden. Sicher ist, dass diese „Alten Herrscher“ die Welt und alles Leben darauf frei nach ihrem Willen formen konnten…

Eines Tages beschlossen jedoch einige der Alten Herrscher über die ihnen durch die Elemente und deren Avatare gegebene Macht hinaus zu wachsen, da sie in ihrem Schaffen und Denken nicht länger eingeschränkt und kontrolliert sein wollten. So schufen sie die Verfemten Elemente, korrumpierte und entweihte Formen der bis dahin Existierenden. Schwarzes Eis anstelle des Feuers, Absolute Leere und Stillstand wo Luft gewesen war, Ölige Pestilenz aus ehemals reinem Wasser, Untotes Fleisch durchbrach den ewigen Kreislauf der Erde und Technische Ratio um die Magie zu ersetzen und die „Zweite Schöpfung“ zu einen. Und bald kam es wie es kommen musste, es brach ein Krieg aus, der das Antlitz der Welt in Blut und Hass tränkte (es ist mir nicht klar ob es sich in dem Zeitraum direkt vor dem Krieg um Tage oder Jahrhunderte handelte).

Als schließlich einige wenige der gefallenen Herrscher sahen, was sie angerichtet hatten, bereuten sie insgeheim und lösten die Fesseln, mit denen zu Begin des Krieges die Avatare gebunden hatten. Rasend vor Wut zogen diese mit der geeinten Macht aller Elemente gegen den Feind und entfachten den Weltenbrand, der jedes sterbliche Wesen hinwegfegte. Nur wenige außer den Alten Herrschern überlebten, darunter einige der Ouai und anderer einst mächtiger Völker.

Die Herrscher der Verfemten, welche zu mächtig waren, um sie zu töten wurden mitsamt ihrer Kreation unter fünf unzerstörbare Siegel gesperrt, welche das Land verschließen sollten bis seine Wunden geheilt waren. Alle anderen – ganz gleich wie nah sie den Elementen standen – wurden verbannt. Erst ihre Urahnen sollten in einhundert Generationen zurückkehren, um sich erneut dem Geschenk der Elemente als würdig zu erweisen. Erst dann sollte es möglich sein, die Siegel wieder zu öffnen…

Wie ihr seht, Kapitän Armatio, erwartet uns noch eine ganze Menge in diesen Landen. Ich werde meine Forschungen weiter vorantreiben, vor allem werde ich mich bemühen einen Weg zu finden die Archonten in ihrem Kampf gegen das Schwarze Eis zu stärken. Für Aqua und das Licht,

Frickeboth Feyn,

Großmeister des Wassers und Magistrat von Porto Armatio“

Tag 70 im 3. Jahr

Liebes Tagebuch,

gestern habe ich einen neuen Freund kennen gelernt! Alando Wolkenwanderer, ein junger (und übrigens sehr hübscher) Fährtensucher der Naldar hat sich lange mit mir unterhalten und mir viele Dinge über sein Volk erzählt… Vom Sturmberg, von den Windpriestern, von der Hohen Nyame Eliar und natürlich den Are Da-sien, den großen weißen Greifen. Er wollte danach auch ganz viel über meine Heimat wissen, aber mir ist aufgefallen, dass ich kaum noch etwas von zu Hause weiß. Bis auf Mama und Papa erinnere ich mich nur an wenig!

Jedenfalls hab ich ihm dann das Amulett gezeigt und er ist schrecklich erschrocken. Er hat danach gesagt es wäre nichts und war auch gleich wieder ganz freundlich. Aber ich glaub' er hat das nicht zum ersten Mal gesehen…

Tag 91 im 3. Jahr

Liebes Tagebuch,

gestern sind wir am westlichen Siegel angekommen. Das war ganz schön hart auf den letzten Meilen! Der Sharuhn'Ar und die Armeen des Schwarzen Eises sind glaub ich alle hier! Aber zum Glück halten die Naldar einen großen Ring um das Siegel herum. Und darum kommen auch nur manchmal ein paar Feinde durch. Sagt Onkel Gernot.

Alando hat uns heute verlassen (zusammen mit den anderen Naldar) und ist zurück zu seinem Kommandanten. Der heißt Sturmbringer oder so ähnlich. Toller Name!

Heute Mittag ist die Lady Ka'Shalee Zress neben dem Herrn Armatio zusammen gebrochen. Onkel Gernot war nicht mit dabei, aber er hat danach mit Paolo geredet und es dann mir erzählt: Der Archon des Nordens ist tot! Das kann nichts Gutes bedeuten! Die rme Drow. Hoffentlich legt sie sich nicht alleine mit dem Sharuhn'Ar an. Das hat sie nämlich vor laut Onkel Gernot (was der alles weiß!).

Frau Brenna hat mir für heute freigegeben und das ist auch ganz gut so. Seit sie so einen dicken Bauch hat, muss ich noch mehr dumme Sachen für sie machen. Nicht nur immer Wasser holen und ihre Werkzeuge sauber machen sondern jetzt auch noch Kessel und Schalen putzen.

Tag 96 im 3. Jahr

Irgendwie passiert jedes Jahr das Selbe! Langsam wird das langweilig.

Das Schwarze Eis hat wieder angegriffen, und angegriffen und angegriffen. Und irgendwann haben die Siedler sie alle getötet. Diesmal war es ein großer, grüner Ork ohne Haare, der alle angeführt hat und Archon geworden ist. Und so eine kleine Frau mit seltsamen Kleidern ist Nyame geworden. Die ist noch kleiner als die schwarze Nyame und Frau Brenna hat gesagt: „Es ist eine Schande wie sich manche Herrschaften in der Öffentlichkeit anziehen“. Ich glaub sie will ihr einfach nur was verkaufen.

Nachtrag: Ich hab vorhin noch die Namen der beiden herausgefunden und will sie mir aufschreiben: Der mit der Glatze heißt Ker'jac Turach und die neue Nyame heißt Siobhán NíCharthaigh (musste ich mir beides vom Herrn Armatio buchstabieren lassen. Warum haben die Leute eigentlich immer so komische Namen?).

Tag 124 im 3. Jahr

Der Sommer hier im Westen dauert ganz schön lang! Zu Hause ist es jetzt schon September aber hier ist es immer noch ganz schön heiß. Frau Brenna hat heute ihr Kind bekommen und ihr Mann hat es Maximilian genannt. Onkel Gernot hat ganz laut gelacht als ich meinte, dass ich jetzt weniger arbeiten werden muss. Er hat aber nicht gesagt warum er gelacht hat. Gemein! Und danach hat er mir noch eine ganze Menge lustiger Geschichten erzählt als ich wissen wollte, wie denn der Maximilian überhaupt erst in den Bauch der Frau Brenna geraten ist. Und wieder einmal staune ich, was der Onkel Gernot alles wissen tut!


Schwarze Augen!

Ich weiß nicht, welcher Tag heute ist. Etwas Schreckliches ist passiert. So hässliche Augen! Ich will nicht einschlafen! Ich muss wach bleiben. Ich darf nicht aufstehen, hat mir Onkel Gernot verboten. Der Wagen fährt nach Norden, immer weiter zurück nach Norden. Und ich hab' so schreckliche Angst!

Onkel Gernot hat was von einem Angriff gesagt. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Oh so schreckliche, hässliche schwarze Augen. Ganz ohne weiß! Und ich sehe sie immer wenn ich träume. Darum darf ich nicht einschlafen! Grausame weiße Gestalten mit bösen, bösen Augen! Ich kann nicht---


Tag 227 im 3. Jahr

„Liebe Lisa,

ich schreibe dir diesen Brief und hoffe, dass er rechtzeitig an deinem Geburtstag ankommt. Zuerst einmal natürlich alles Gute, kleine Prinzessin! Ich hoffe Porto Armatio gefällt dir, du hast in deinem letzten Brief dazu leider nichts geschrieben. Wir sind immer noch dabei die Küste südlich des westlichen Siegels zu erkunden, es scheint aber keinen Landweg zum nächsten Siegel zu geben. Du verpasst also nichts, keine Angst.

Gernot hat mir in seinem letzten Brief erzählt, dass ihr beide jetzt bei deiner Tante Assaija wohnt. Das freut mich! Sie ist die wohl freundlichste und lebenslustigste Priesterin, die ich je gesehen habe. Oder ist sie noch Novizin? Ich habe sie leider viel zu lange nicht gesprochen. Richte ihr aber bitte viele liebe Grüße von mir aus, ja?

Außerdem hat Gernot geschrieben, dass er noch diesen Monat zurück zu uns in den Westen kommen würde. Ich hoffe, du bist nicht allzu traurig darüber, dass er dich in Porto Armatio lässt, aber dort bist du sicher. Du weißt doch, wir wollen nur, dass dir nichts passiert! Und es wurde einfach viel zu gefährlich hier, denn wir sind mitten im Krieg! Aus dem Erkunden und Erforschen Mythodeas ist in den letzten Monaten ein Krieg in allen vier Himmelsrichtungen geworden…

Im Osten habt ihr es ja noch ganz gut, da sind schließlich die stärksten Festungen und meisten Soldaten. Auch im Westen ist es noch ganz ruhig weil bisher der Archon und Nyame für Ordnung sorgen. Aber nachdem der Ork vor ein paar Monaten in die Mittellande gereist ist, machen wir uns auch da Sorgen. Aus dem Norden hört man wenig Gutes! Das Schwarze Eis scheint an allen Fronten vor zu rücken und hier im Süden schlagen wir uns nicht nur mit den Häschern des Sharuhn'Ar sondern auch mit der Leere dienenden Völkern und zahlreichen wirklich ekligen Dingen herum, die uns von der Pestilenz auf den Hals gehetzt werden.

Dazu kommt noch, dass unsere Magier behaupten, die Magie würde immer stärker schwinden! Als würde das Land selbst langsam seine Kraft verlieren. Irgendwie unheimlich der Gedanke. Aber nicht unheimlicher als Magie selbst gewirkt zu sehen. Vielleicht kommen wir auch ganz gut ohne aus, meinst du nicht?

Ich soll dich auch ganz lieb von Alando Wolkenwanderer grüßen! Der ist letztens bei uns vorbei gekommen und hat Vorräte aus der neuen Naldarstadt gebracht. Hab ich dir das schon erzählt? Die Naldar haben begonnen, ganz im Westen eine große Stadt zu errichten. Noch lassen sie niemanden dort hin, aber man hört Gerüchte… Sie sollen wahre Meister der Architektur sein! Die ganze Stadt ist aus Holz erbaut und jedes Gebäude wird vom Grundstein bis zum Giebel mit Schnitzereien verziert, die die Geschichte dieses edlen Volkes erzählen.

Die Avatare sind letzte Woche erschienen, nachdem immer sicherer wurde, dass wir das nächste Siegel so leicht nicht erreichen werden und haben uns den Willen der Elemente verkündet. Und irgendwie kommt es mir so vor, als wären die sich nur in einem Punkt einig: Magica muss einen Kompromiss finden, denn jeder will etwas anderes! Ignis und Aqua wollen erstmal hier bleiben und sich um das Schwarze Eis kümmern, aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise (und da streiten die zwei sich auch drüber!). Aeris und Terra wollen auf magische Art und Weise zum nächsten Siegel reisen, aber glaub nicht, die würden sich auf einen Weg einigen! Na zum Glück bin ich nicht Paolo und muss diese Mormoffelherde anführen.

Ich freue mich auf deinen nächsten Brief, kleine Prinzessin, und wünsche dir eine schöne Zeit bei deiner Tante.

Dein Francis Trebal de Paramede

Tag 57 im 4. Jahr

Wir sind in Paolos Trutz angekommen. Vier Söldner von unserem Begleitschutz sind in der Nacht vor drei Tagen verschwunden. Das Schwarze Eis ist überall. Im Norden, im Osten… der Paolosippi ist inzwischen fast völlig in ihrer Hand. Lady Tiara hat Truppen dorthin geschickt (hab ich gehört). Die Straße war auch halbwegs sicher aber ich bin froh, dass wir heute Nacht in der Stadt schlafen können.

Ich sollte vielleicht schreiben, warum ich hier bin. Vor acht Wochen hat Frickeboth Feyn beschlossen, er müsse eine Expedition in den Süden machen, denn dort ist angeblich ein gaaaanz wichtiges Artefakt. Das soll da irgendwo vergraben oder versunken oder verschollen sein. Vielleicht hat's auch ein Drache gefressen. Oder ein Blaues Aru. Ich hab doch keine Ahnung und mir sagt mal wieder keiner was. Aber egal. Jedenfalls hat er die Hilfe der Alchemistengilde von Neu Prahtanperk und der Dienerinnen Aquas erbeten. Laut Tante Assaija wohl eher „gefordert“. Ich glaub sie mag ihn nicht so recht. Meinte letztens was von „Besserwisser“ und „geltungssüchtiger Süßwasserpanscher“. Sie hat aber gut aufgepasst, dass er das nicht hört.

Tag 71 im 4. Jahr

Liebes Tagebuch,

ich bin mir nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war mitzukommen. Onkel Gernot wird furchtbar wütend sein wird, wenn er mich im Süden sieht. Obwohl er doch sagte, ich muss bei meiner Tante bleiben. Aber das ist nicht das Schlimmste! Jede Nacht verschwinden mehr von uns. Und ich hab' dabei noch keinen einzigen Feind gesehen… Hoffentlich kommen wir heil im Westen an. Ich würde so gerne die Naldarstadt sehen!!

Nachtrag: Wir machen gerade Rast und einer der Söldner hat mir vorhin gesagt, dass wir nur noch eine Tagesreise vom westlichen Siegel entfernt sind. Ich habe vorhin ein komisches Summen und Pfeifen gehört und irgendwas an meiner Brust ist ganz kalt gewesen. Das hat aber gleich wieder aufgehört aber ich glaube es war das Amulett. Seltsam – so was hat es noch nie gemacht.

Nach-Nachtrag: Ich bin gerade wach geworden und muss das schnell aufschreiben. Ich habe von Fileas geträumt! Aber er war ganz düster und dunkel und irgendwie von Nebel umgeben. Und ich glaube, er wollte mir irgendwas wegnehmen… Ich weiß aber nicht mehr was. Ach wie gern würde ich ihn wieder sehen!

Tag 85 im 4. Jahr

Wir sind heute Abend bei den Siedlern angekommen. Sie lagern in der Nähe eines Sees weit im Süden. Onkel Gernot ist zum Glück nicht da, aber es geht ihm gut! Der Herr Armatio hat mir gesagt, Onkel Gernot wäre als sein Botschafter zu den Naldar in deren Stadt gereist. Außerdem sind hier überall Ruinen die Shan Meng-Ray heißen (hat mir ein Ouai namens Kiano buchstabiert! Seinen Namen auch.). Und bei dem großen Tempel in der Mitte hängt ein Zettel:

„Achtung! Achtung!

Der Gouverneur Mythodeas gibt bekannt: Die Vertreter der Elemente und Avatare Mythodeas suchen Anwärter für folgende Posten: Archon des Ostens und Archons des Nordens. Das Amt des Archons ist das edelste und höchste, das Mythodea zu bieten hat. Er ist der Verteidiger des Landes, seine Aufgabe ist es, die treuen Truppen der Elemente zum Sieg gegen die Antielemente zu führen. Er ist der Richter über das Land. In seinem Land hat er die absolute Macht über alles was lebt und gedeiht. Er ist der Herr des Gesetzes und des Gegensatzes. An seiner Seite steht im Gleichgestellt die Nyame, welche er respektieren und beschützen muss ebenso wie sie es tun wird. Wer sich berufen fühlt, aus welchem Lager auch immer, diese ehrenvolle Aufgabe für Mythodea zu erfüllen, der solle sich bis Donnerstagnachmittag nebst einer Garde von einem viertel Hundert und einem Führer dieser Garde bei den Ouai im Lager der Magie oder einem der Avatare der Elemente einstellen.

gez. Paolo Armatio“

Tag 106 im 4. Jahr

Liebes Tagebuch,

endlich habe ich wieder einmal Zeit, etwas aufzuschreiben. Da ist so viel auf einmal passiert, aber irgendwie bin ich das ja schon fast gewohnt. Jedenfalls immer, wenn plötzlich die Avatare auftauchen und meistens auch, wenn Herr Armatio dabei ist. Diesmal war aber alles irgendwie anders. Lag wohl daran, dass kein Siegel da war. (Ich glaube ich hab endlich verstanden, was das ist. Das waren die großen schwarzen Gebäude, die in den letzten Jahren immer herumstanden. Warum die dann Siegel und nicht Haus heißen weis ich auch nicht.)

Ich find es übrigens toll, dass Herr Feyn sein Artefakt gefunden hat. Es heisst "Stab der Unbeugsamkeit" und sieht ganz hübsch aus, mit einem fetten Klumpen Gold oben in der Mitte. Tante Assaija meinte letztens, sie fände es nicht so toll, weil Frickeboths Ego jetzt noch größer ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie mit Ego meinte, aber Herr Feyn ist sowieso schon recht groß.

Jedenfall konnten mit dem Stab (die Nyame des Westens nennt ihn auch "Clava Tideon") zwei neue Archonten gekürt werden. Der eine ist ganz grausig häßlich und riecht seltsam. Außerdem grunzt er manchmal. Aber bin mir bei allem nicht so sicher, weil er eine Maske trägt, auch beim Essen hab ich gehört. Dafür ist der andere total niedlich. Er ist groß, hat breite Schultern, langes lockiges Haar und sieht einfach umwerfend aus. Leider hat er mich überhaupt nicht bemerkt...

Jetzt hab ich das Wichtigste aufgeschrieben und muss ins Bett. Morgen ist ein großer Tag! Wir wollen die geöffneten Tunnel erkunden. Und dabei werden wir angeblich eine riesige Ratte treffen. Ich bin gespannt!

Tag 157 im 4. Jahr

Die Tunnel waren total langweilig. Und wir kamen auch nicht weit. Tanta Assaija und ich sind umgekehrt weil sie meinte "in so einem feuchten Loch holt sich die Kleine", damit meinte sie wohl mich, "noch den Tod!". Ich hab es zwar langsam satt, dass sie mich immer so bemuttert, aber immerhin ist sie besser als Frau Brenna. Bin gespannt, wo ich dieses Jahr meinen Geburtstag feier. Vielleicht bei den Ouai? Aber bitte nicht bei Kiano und seiner Bande. Irgendwie ist Kiano anders geworden. Viel gemeiner und böser. Und er redet nicht mehr mit den anderen Ouai. Seltsam das.

Tag 160 im 5. Jahr

Momentan is es ja soooo langweilig hier. Überhaupt niemand da. Und die ganzen hohen Gäste und der nette Archon sind auch schon lange abgereist. Kiano ist weg und keiner weiß wohin, mit ihm habe ich mich immer so gern unterhalten. Und die Anderen in meinem Alter sind dumm! Alle sind so begeistert von diesen blöden Tunneln. Die wissen doch gar nichts. Aber die Ratte ist lustig und sehr nett, doch Tante sagt, die Maler Karre (oder so) ist zu beschäftigt als dass ich sie stören dürfte.

Naja, ich hoffe, dass die bald durch dieses dunkle Loch graben, bestimmt ist es interessanter auf der anderen Seite, die alle nur "den Süden" nennen.

Tag 300 im 6. Jahr

Tante Assaja hat mir erzählt, dass die Siedler es heute endlich geschafft haben, durch die Tunnel zu gelangen. Bin schon gespannt, was auf der anderen Seite ist! Obwohl mir diese Tunnel ja eigentlich nicht geheuer sind. Hoffentlich geh ich bald mit in den Süden.

Tag 1 im 7. Jahr

Ach, vor lauter Aufregung konnte ich gar nicht schlafen die letzten Nächte! Morgen geht es nämlich los... Es herrscht überall Aufbruchstimmung, und trotzdem hab ich so ein ganz komisches Gefühl. Hab einen furchtbaren Alptraum gehabt, von Fileas und lauter schrecklichen Kreaturen bei ihm, alle ganz bleich im Gesicht und manche schrecklich entstellt; ich will gar nicht daran denken, was das zu bedeuten hat. Aber bestimmt bin ich nur nervös, ich dummes Ding. Ich bin doch kein kleines Kind mehr, sondern fast schon erwachsen, eigentlich... Doch ich bin mir mittlerweile sicher, das Fileas noch lebt. Nur will mir mal wieder keiner sagen was genau los ist, obwohl sie doch alle mehr wissen!

Tante ruft und ich muss packen! Schon wieder ein so kurzer Eintrag, und wer weiß wann ich wieder dazu komme etwas aufzuschreiben...

Tag 3 im 7. Jahr

Puh, hier is ja alles so aufregend! So viele Siedler sind da und Naldar und Linesti und Lona Akata, und die ganzen Archonten und Nyamen sind in den Süden gekommen. Und wir haben Edalphi getroffen! Und im Süden gibt es schon einen Archon, einen großen Elfen! Und die Frau S'ley ist ja so wunderschön! Ich wünschte, ich könnte auch so sein wie sie. Obwohl ich Gerüchte gehört hab, dass sie erst ein Jahr alt ist!! Aber das muss doch Unsinn sein, oder?

Aber dann sind ja wieder schlimme Dinge passiert. Die Nyame hat den Archon angegriffen! Da hat sie so einen tollen Elfen als Archon (die im Westen haben einen grünen Ork!) und dann macht sie sowas! Und dann sind auf einmal alle übereinander hergefallen und die Untoten sind gekommen und ich hatte furchtbare Angst!! Aber dann sind ja zum Glück die Avatare gekommen, und haben auch gleich noch irgendwelche Geister von irgendwelchen Prinzen gerufen (Ich hab nur die Hälfte mitgekriegt).

Tag 4 im 7. Jahr

Heute haben Assaja und der Herr Feyn mit mir gesprochen. Sie haben gesagt, sie erzählen mir jetzt mal die Wahrheit über Fileas! Die glauben, dass ER an der ganzen Sache Schuld is. Warum sollte er denn sowas tun?!? Wenn ich doch bloß mal mit ihm reden könnte! Dann würd ich ihm gehörig die Meinung sagen, dass er so furchtbare Dinge tut, und dass er aufhören muss.

Das muss er doch verstehen. Auf mich würde er vielleicht hören!

Aber ich hab auch Angst vor ihm. Würde er mich denn noch erkennen?

Die ganzen Leute sind schwer damit beschäftigt, so komische Banner zu erobern, um dem versteinerten Archon zu helfen. Hab mit Tante die Statuen angeguckt, und die Leute in unserm Lager versuchen, ein Gegengift gegen so einen vergifteten Dolch zu finden.

Tag unbekannt, im 8. Jahr

Ich weiß nicht genau welcher Tag heute ist, aber ich hab endlich die Kraft gefunden endlich mal etwas zu schreiben. Irgendwie könnte ich immer nur heulen, und dabei ist alles gar nicht so schlimm wie ich erst gedacht habe. Ich weiß gar nicht wie das alles genau passiert ist, aber plötzlich stand ich Fileas gegenüber, während alle anderen um mich herum kämpften. Er trug so eine eigenartige Rüstung, aber ich hab ihn sofort erkannt. Oh, am Anfang da hab ich ja solche Angst gehabt, in dieser finsteren Festung, ganz allen mit diesen fürchterlichen Kreaturen, und nur Fileas den ich kenne! Ich hab ihn angeschrieen dass er ein Verräter ist und war soo wütend auf ihn.

Aber dann, nach ein paar Wochen, hab ich bemerkt, dass er eigentlich fast so ist wie früher. Er redet mit mir und ist so nett und kümmert sich um mich. Aber kaum dreht er sich um und spricht mit diesen untoten Monstern, ist er wie ausgewechselt und brüllt und ist manchmal so böse. Aber nie zu mir.

Er hat gemeint, er wäre so froh, dass ich jetzt an seiner Seite bin, und dass ich viel schöner und mächtiger werden würde als die Dame S'ley und alle Archonten und Nyamen zusammen. Er sagt ich sei etwas besonderes, und er tut das alles aus einem bestimmten Grund, einem Plan, und am Ende würde alles gut!

Aber kann das denn gut sein, wenn ein Plan so viele Opfer fordert?