Spielwelt(en): | Mitraspera |
Urheber:innen: | Stefan Max |
Mitwirkende: | - |
Jahr: | ? |
Eine ehemalige Waffenmeisterin der Luft und Tochter Merth'yars. Sie tötete Ashantiala im letzten Kampf der Waffenmeister von einst. Da Ashantialas Herr Ar'Nathan diese Entscheidung nicht anerkannte und das Gericht missachtete, gilt der Kampf als das letzte Urteil von Shan-Meng Feyn. Im Jahr 7 NDE hat sie von den Siedler:innen nach der Erweckung ihres Waffenmeister-Geistes einen Körper erhalten und hat sich danach erneut ihrem Vater zugewandt. Zeitweise war sie Herrscherin über Khal'Hatra.
Über den ersten Winter
Noch heute verehren die wahrhaft Weisen unter uns Aeris nicht alleine in den Wolken, den Stürmen und Winden, den Gipfeln und Blitzen. Nein. Auch in Schnee und Eis ist Aeris, obgleich der Ungebildete sagen wird: Doch ist dies nicht Wasser?
Das ist es, und dennoch ein Teil der Luft, den Aeris ist die Schutzpatronin des Winters und darum gebeten wurde Aeris von Mellesan, welche einst ihr Liebling war unter allen Naldar, denn zur Zeit des großen Friedens war alleine sie es, die für die Elemente focht und den Frieden mit dem Feind nimmer dulden mochte.
So höre, Unwissender, die Geschichte von der schönen Mellesan und wie sie zur Ar'Janka wurde.
Zur Zeit, da die vier bösen Elemente die da waren Verwesung, Stille, Krankheit und Unterdrückung, uns einen falschen Frieden aufgezwungen hatte, da bäumte Mellesans kochendes Blut sich in ihr auf und sie sprach zum Kristallthron: „Nimmer will ich deinem Wort gehorchen! Ich werde ausziehen und den Feind bekämpfen, denn dein Friede ist falsch und du wurdest getäuscht.“
Doch der lange Krieg gegen das fünfte der bösen Elemente, den Zweifel, war gerade vorüber und der Mut der Kinder der Luft war angeschlagen, ihre Herzen sehnten sich nach Ruhe um die zerschlagenen Städte neu erbauen zu können. So sprach der Kristallthron zu Mellesan: „Wenn du gegen die Gesetze verstößt so wirst du verbannt werden und niemals mehr eine Naldar sein können, wo du es ohnehin nur zur Hälfte bist!“ Und Mellesan sah die Herrin des großen Sturmvolkes mit kühnem Blick an und sprach: „Dann soll es so sein, denn außer Aeris und dem Wissen um das wahre Recht brauche ich nichts.“ Und sie ging fort mit ihrem Schwert und ihrem Kleid und nichts sonst.
Lange wanderte Mellesan umher und sah den Frieden, den die Ordung gebracht hatte. Sie sah das hunderttürmige Viria und die Ruinen des einstmals großen As'shan, sah Caschathan und die Ebenen von Calladreth. Und wohin sie ging, dort trat sie im Namen der Elemente und des wahren Glaubens auf und entschied etliche Kämpfe für sich, bis sie schließlich zum größten unserer Tempel kam, zum goldenen Wagen, wo Gaheris der sieben Ebenen Priester war.
Dort allerdings sah sie den größten Frevel, denn in jenem Moment reute sie, dass sie im Recht war und der Thron aus Kristall sich geirrt hatte. Denn dort traf sie auf den Herren der Stille, der auf seinem weißen Thron aus den Knochen der Rakh'hail saß und Mellesan durchschaute seinen finsteren Plan, die Portale der Luft zu stehlen und für seine finsteren Zwecke zu missbrauchen.
So trat sie entschlossen vor den großen Herrscher und sprach mit lauter Stimme: „Nimmer werde ich dulden, was du vorhast, so erhebe dich von deinem Thron und stell dich mir.“ Doch die innere Leere hatte dem (unleserlich) allen Antreib und Mut genommen und so sandte er seine Dienerin mit Namen Ashantiala, sich Mellesan zu stellen.
Nie wieder, so sagen die Geschichten sollen zwei Wesen von solcher Grazie und solcher Schönheit aufeinander getroffen sein, nie wieder zwei Frauen von solcher Tödlichkeit auf Mitraspera gewandelt sein, wie Mellesan und Ashantiala. Inmitten des goldenen Wagens sollen sie gefochten haben und über ihnen zogen die Sterne vorbei und auch der Mond und Gewitter und Regen begleiteten den Kampf der Beiden.
Schließlich aber war es Ashantiala, die dem Regen und der Sonne und Erde mit einem mächtigen Fluch allen Antrieb nahm, wie es Art der Leere und Stille ist, um Mellesan zu überwinden. Doch Mellesan verzagte nicht, denn Aeris konnte man den Antrieb nicht rauben. So durchbrach Mellesan, Aeris erste Dienerin, die Verteidigung ihrer überraschten Feindin und tötete sie, während um sie herum die Welt zu Winter wurde.
In jenem Moment aber, da der Herr der Leere sah, wie seine Schülerin geschlagen wurde, da verging er ins Nichts um sich selbst zu retten und riss aus Wut die Portale mit sich, welche von jenem Tag an für immer verloren waren. Mellesan aber kniete nieder und flehte Aeris, die anderen Elemente vom Fluch zu erlösen und so war es jener Moment, da Aeris erkannte, dass der Winter nur ihr gehören konnte, denn ihre drei Geschwister waren erstarrt durch die Kälte.
Mit der Wärme in Mellesans Leib vertrieb Aeris also den Winter und alles was von der einst kühnsten Kriegerin Aeris blieb war eine Statue aus reinstem Eis, welche auch heute noch den goldenen Wagen ziert und an das größte Opfer erinnert.
So merke auf, Ungelehrter, denn zwei Erkenntnisse kannst du aus jener Geschichte ziehen.
Fürchte nicht den Winter, denn er gehört Aeris allein und Eis und Schneesind ebenso dein Element, wie Wind und Wolken.
Lausche niemals dem Feind, wenn er von Frieden spricht, denn ihn interessiert nur dein Besitz und dein Leben und beides will er dir nehmen.
Die Geburt Mellesans
Die junge Mellesan wurde geboren unter den Sternen des nördlichen Siegels unter der Herrschaft der Mariên, welche als Herrscherin der großen Eliar nachgefolgt war. Doch obgleich Eliar gegangen war und Krone, Schwert und Schleier mit sich genommen hatte in die Welt der Träume, so war etwas geblieben, was wir bis heute fürchten.
Die feurige Leidenschaft, das verzehrende Verlangen, welches jede Frau der Naldar zu holen vermag, seit Le'Ane es einst zurückwies und mit Ruathin glücklich wurde. Niemand wusste, wann es geschehen würde, oder welche Frau es zu treffen vermochte aus unserem Volke, und etliche der Naldar verschleierten sich tief und fürchteten den ehemaligen Kelch Eliars, auch wenn es solche gab, die seine Ankunft erhofften und ihn als Gott der Lust verehrten und sich zu rauschhaften Festen trafen um ihn in ihre Mitte zu ziehen und alle Sitte vergassen über ihren Wunsch.
Doch dies ist die Geschichte einer Tugendhaften. Ihr Name ist lange vergessen, denn er sollte keine Bedeutung haben im Vergleich zu jener, die ihr nachfolgte.
An einem sanften Hügelland, wo ein langsamer Fluss dem Willen des Landes folgte hatte sich die Tugendhafte niedergelassen und sang zum Wohlgefallen des Windes ihre Lieder. Um ihre Stimme klar werden zu lassen, und weil sie vermeinte, dass niemand in ihrer Nähe war nahm sie den Schleier vom Gesicht und den Turban von ihrem Haar. Golden war ihr Haar und ebenmässig ihr Gesicht und die Sonne schien sich darauf zu spiegeln, doch zum Verhängnis wurde ihr die eigene Stimme.
Denn sie, so sagt man, lockte das Feuer an, welches sich ihr lautlos und gleichsam lodernd nährte. Erst als ihr Haar in Flammen aufging und ihr Gemüt sich gleißend erhitzte bemerkte sie, in welcher Gefahr sie sich befand und mit einem Satz, der Schreck und Geschick entsprang erreicht sie den trägen Fluss und rief: „Fluss, beschütze mich!“ Doch das Feuer kam ihr nach, und obgleich das Feuer ihres Hauptes erlosch, so erreichte die Kühle ihre Wangen doch nicht und ohne es zu wollen nährte sich die Tugendhafte langsam der lodernden Flamme. Doch am Rande des Flusses verharrte sie und obgleich ihre Stimme rauh geworden war von dem fremden Verlangen in ihrer Brust rief sie: „Wenn du mich wahrhaft begehrst, so komme zu mir.“ Und die Flamme zögerte, denn das Wasser war ihr Feind.
Die Tugendhafte aber streifte ihr Gewand ab und hoffte mit der List das Feuer mit sich in den Tod zu reißen und trat langsam an die tiefste Stelle des Flusses. Von dem schlanken Leib der Naldar in den Bann geschlagen dachte die Rache nicht länger nach und stieg in das fließende Gewässer und Dampf und Nebel nahmen der Naldar die Sicht. Als sich aber eine Gestalt im Wasser abzeichnete stand vor ihr ein junger Mann, welcher schöner war, als sie es jemals gesehen hatte und ihre Knie wurden weich und ihre Herz schlug fast so schnell, dass es barst, und ihre Tugend war vergessen.
So empfing die einstige Tugend Mellesan vom zersprungenen Kelch Eliars und die Stelle ihrer Empfängnis ist bis heute ein Streifen braunen, vertrockneten Landes, wo der Fluss versucht hatte das Feuer der Rache zu löschen, und es nicht vermocht hatte.