Neruhns 'Ankunft'
Die Abgesandten der neu angekommenen Siedler naeherten sich Neruhns Abteilung. ”Schon wieder Fremde”, dachte Sturmreiter. Neuankoemmlingen konnte er nur wenig freundschaftliche Gefuehle entgegenbringen. Einige davon erwiesen sich zwar als aeusserst nuetzlich im Kampf gegen das schwarze Eis, doch trotzdem waere es Neruhn lieber gewesen, haetten diese Fremden sein Heimatland nie betreten. Alle entweihten sie seinen Geburtsort und Neruhn wusste noch nicht, wie man sie, sollten die Naldar den Krieg gewinnen, wieder nach Hause schicken sollte. Viele Naechte hatte Sturmreiter schon zu Aeris gebetet, sie moege ihm die Loesung fuer dieses Problem in seinen Traeumen zeigen, doch bis jetzt hatte er noch keine Antwort erhalten. Vielleicht werden die Naldar bald Mythodea mit den Siedlern teilen muessen. Sie schienen im Vergleich zum schwarzen Eis das kleinere Uebel zu sein. Diese Neuankoemmlinge unterschieden sich jedoch von den bis jetzt eingetroffenen Gruppen. Sie brachten keine Geschenke. Sie begegneten dem Volke der Naldar nicht mit Hochachtung. Sie brachten Forderungen. Gestern Abend war ein Bote im Lager der Toechter und Soehne Aeris eingetroffen, welcher die Naldar aufgefordert hatte, sich heute morgen an der Kueste mit dem Anfuehrer der neuen Siedler zu treffen. Deutlich gab der Bote den Soehnen und Toechtern Aeris zu verstehen, dass dies keine Bitte war. Waehrend der ganzen Unterredung hatte Ar’Janka Sina Klais das Wort fuehren lassen. Nur am Schluss der Besprechung, als Klais den Blick Sinas und Neruhns suchte um nach dessen Zustimmung fuer das Treffen zu suchen, schaute Sturmreiter den Boten lange an und sprach schliesslich: ”Maktub.” So sei es. Nun also naeherte sich eine bis auf die Zaehne bewaffnete Abteilung dem kleinen Grueppchen der Naldar. Neruhn hatte, wie verabredet, nur 20 seiner besten Kaempfer mitgenommen. Einen Pfeilschuss von den Naldar entfernt blieben die in bronzene Ruestungen gehuellten und rote Fahnen tragenden Siedler stehen und ihr Bannertraeger rief den Naldar zu, dass man sich in der Mitte treffen wolle. ”Ihr bleibt hier.” Neruhn ging, begleitet von seinen zwei Offizieren, auf die fremden Krieger zu, alle anderen taten, wie ihnen befohlen wurde. Die Boegen hatten sie zu Hause gelassen, die wuerden sie heute nicht benoetigen. Der Anfuehrer der Siedler trug als Helm den Schaedel eines Neruhn unbekannten Tieres und sprach Neruhn an, bevor ihm dieser die Hand reichen konnte. ”So hoere denn meine Worte, Inselmensch!” Neruhn schritt auf den Schaedeltraeger zu, zog seinen Saebel und schlug ihm mit einem Streich den Kopf ab. Innerhalb eines Augenblickes machten er und seine Offiziere die gesamte Leibwache des toten Anfuehrers nieder. Das Hauptheer des Gegners setzte sich fluchend und schreiend in Bewegung und stuermte auf die kleine Gruppe der Naldar zu. Neruhns Gruppe hatte sich unterdessen um ihren Anfuehrer gesammelt, die Saebel gezogen und einen Schildwall gebildet. Als die feindlichen Krieger auf die Gruppe zurannten dachte Sturmreiter nur: ”Und dies war euer zweiter Fehler.” Ploetzlich brachen aus den Waelder links und rechts zwei Abteilungen der Naldar hervor, ihre Boegen schon zum Schuss gespannt. Als das feindliche Heer im Kreuzfeuer zu weichen begann, sprach Neruhn, der seine Waffe zog, um mit seinen getreuen Krieger den Kampf zum Gegner zu tragen ein leises Gebet an Aeris: ”Danke, Herrin, dass du mir zur Aufgabe gegeben hast, die Spreu vom Weizen zu trennen...”