ITT Onthuthet

Aus Mythopedia
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Onthuthet - oder Die Reise in eine weite Welt.

Ich war alles und alles war ich. Es war dunkel und doch strahlte es. Ich war weit entfernt und konnte auf die Welt herabblicken, als wäre es ein kleiner Fleck in der Dunkelheit. Ich stand still und alles war in Bewegung. Ich hatte keinen Namen und hörte sie nach mir rufen. Wie ein Blitz fuhr ich hernieder und die Scheibe aus blau, braun und weiss kam wie aus dem Nichts auf mich zu. Ich spürte, die Kraft aller in mir wirken und meine Gestalt formte sich wie von Geisterhand. Ich näherte mich einem Punkt, den meine Augen nicht erfassen konnten. Wie an einem Faden gezogen steuerte ich auf das Zentrum der Rufe zu. Alle Gefühle brachen in mir hervor und Schmerz und Freude kämpften in mir um die Macht, während die Stimmen in mir lauter wurden und anschwollen zu einem Schrei der Elemente. Das Wasser rann durch meinen Körper und wurde schal, die Erde kroch durch meine Knochen und wurde faul, das Feuer brannte auf meiner Haut und wurde schwarz, die Luft dehnte meine Lungen und wurde zu einem widerlichen Gestank. Ich fühlte die Magie in meinem Bewusstsein und sie wurde zu brutalen Schlägen in meinem Kopf. Alle diese Empfindungen vereinten sich in mir, als ich meine Brüder und Schwestern vor meinen Augen sehen konnte. Die Macht, die sie verströmten liess die Welt erzittern. Alle Ebenen waren erfüllt von der Anwesenheit meiner neuen Familie. Als ich in ihre Mitte zurück gekehrt war, formte sich ein Gewitter der Elemente um mich, doch ich war still im Auge gefangen. Ein Gesang erhob sich über die Mauern, die uns umgaben. Erst leise und kaum mehr wahrnehmbar als das Surren eines Fliegenschwarms. Bald erhob es sich und schwoll an zu einem Brausen der Winde, einem Zittern der Erde, einem Knistern von Feuer und einem Rauschen von gewaltigem Wasser. Die Finsternis verband sich mit dem Lärm und drohte, mich zu zersprengen, während sie mich gleichzeitig mit einem wohligen Schleier der Unschuld umfing. Es schien mir, als ging der Kanon der Mächte bis in alle Ewigkeit weiter. Sie sprachen alte Worte, die ich nicht verstehen konnte, obwohl ich sie kannte aus der Tiefe der allumfassenden Dunkelheit in die ich geschickt worden war, um wieder aufzuerstehen nach dem Vergehen des ersten Tages. Über mir erschien ein Licht von gelben und rotem Schein. Es sank tiefer auf mich herab und schenkte mir Wärme. Die Geborgenheit des sanften Lichts wandelte sich und je näher das Licht mir kam, desto heisser wurde mir. Schweiss rannnte meinen Körper nieder, das Gefühl, zu verbrennen war mehr als nur Einbildung. Aber ich fühlte mich sicher inmitten der Sänger und der Mächte, die mich in ihrem Rund gefangen hielten. Das Licht und die Hitze waren um mich, und um mich waren die übrigen. Die fünf Phasen der Finsternis stritten mit den fünf Alten um das Zentrum des Gewitters der Macht. Die Hitze wurde unerträglich, doch ich empfing sie wie der Dürstende den erlösenden Schluck. Als das Feuer schliesslich in mich eindrang erhob ich mich aus der Hocke der Empfängnis und breitete die Arme weit aus, um zu zeigen, dass die Geburt vollendet war. Die Stimmen verebbten und der Sturm liess nach. Das Gewitter zog mit einem Grollen der Enttäuschung vorüber und verflüchtigte sich in die Welt aus der es beschworen war. Aus meiner Welt gerissen, war ich in diese Welt gerufen worden und vergass, woher ich gekommen und wie ich gegangen war.

Mein Name ist Onthuthet.

Als ich die Augen öffnete, um zu sehen, war ich zurück im Kreis meiner Brüder und Schwestern. Ich war nie fort gewesen und doch erschöpft von einer langen Reise. Ich stand im Haus meiner Familie und wurde willkommen geheissen. Ich kannte sie alle, bevor sie ihre Namen nannten, ich wusste, wo ich war und was mich erwartete. Doch der Zyklus des Rufens war noch nicht vollkommen. Gemeinsam begaben wir uns hinab, nahmen unsere Plätze ein, in grossem Bogen und begannen, für diese grossartige Schöpfung Danke zu sagen allen Elementen, die für einen Moment an einem Punkt vereint waren. Dann versank jeder von uns Neun in Stille und sprach mit seiner Mutter. Ich bekam keine Antwort, ein Gewirr von Lauten, Geräuschen und Stimmen verunsicherte mich und brachte meinen Körper zum Erschaudern. Ich sank zusammen, verwirrt und leer. Die übrigen acht beendenten ihr Gespräch und nahmen mich daraufhin auf und führten mich in den Tempel zurück, um mich dort zu versorgen. Ich bekam meine erste Kleidung, zu essen und zu trinken. Obwohl ich von weiter herkomme als jeder von euch und älter sein muss als jeder von euch, spürte ich weder Hunger noch Durst. Doch ich nahm von den Früchten meines Landes und schmeckte meine alte Heimat. Und mit der Zeit kehrte meine Erinnerung zurück, da ich schon oft gegangen bin und einmal mehr gerufen wurde. Doch wer meine Mutter ist, hat sich mir noch nicht offenbart, denn das ist das einzige Geheminis, das dieses Land Mithraspera und seine allmächtigen Herrscher vor mir verborgen halten.