Mitschrift eines Vortrags des ehrenwerten Meisters Saaszgoth. Niedergeschrieben durch einen unwürdigen Schüler im Angesicht des Dar am 19. Tag nach der Wintersonnenwende.
Einleitung
Um auf die Frage nach den Unklarheiten in Bezug auf die Objektphänomene in Form versteinerter Katzendiener Ignis', im Volksmund Sphinx genannt Bezug nehmen zu können muss ich etwas weiter ausholen. Es ist inzwischen etwas über ein Jahr her, dass mir erste Berichte über das Erscheinen von Schwarzem Eis durch reisende Naldar zu Ohren kamen und seitdem erreichten mich immer mehr Erzählungen über Wesenheiten, Artefakte und Zeremonien welche in den alten Überlieferungen unserer Ahnen niemals erwähnt wurden. Natürlich erfuhr ich von meinen Lehrmeistern ebenfalls die Belehrungen über die Absolute Leere, die Ölige Pestilenz und die anderen Verfemten ebenso wie über Artefakte wie die Portale der Luft oder die Grauen Avataren, den Sphinx oder dem Goldenen Kind in Verbindung bringen könnte. Die Frage ist also weniger ”Was ist die Sphinxßondern vielmehr ”Woher kommt sie?”. Wird sie einfach nicht erwähnt in den Überlieferungen da ihr Wissen über die Äonen verloren gegangen ist oder hat sie zu der Zeit unserer Ahnen einfach nicht existiert? Doch bevor wir uns auf die glühenden Kohlen der Spekulation begeben, wollen zur zuerst einmal die bekannten Informationen zusammentragen und analysieren wie es einem wahren Wissenschaftler des Geistes - und eigentlich auch jedem anderen der etwas auf die Erforschung der Natur aller Dinge legt - gebührt.
Die Grauen Avatare
Wollen wir mit den Grauen Avataren, welche sich auch Avatare der Neutralität oder Avatare von Chaos und Ordnung nennen beginnen. Zuerst scheinen sie am nördlichen Siegel aufgetaucht sein, kurz vor dessen Öffnung. Berichte über ihr Erscheinen wurden danach sporadisch doch häuften sich erneut während des Kampfes um das westliche Siegel. Sie werden teils als sehr launisch beschrieben und teils als eher letargisch. Während sie zu einer Stunde pures Chaos sind und allen Lebewesen Abscheu und Zuneigung in gleicher Weise zu Teil werden lassen (wenn auch immer deutlich getrennt von einander) erfüllt sie zu anderer Stund ein Ordnungswahn und Gerechtigkeitssinn ohne Gleichen. Anderer Orts wieder verbreiten sie eine Aura des Desinteresses und Orientierungslosigkeit und scheinen nicht zu wissen ob sie selbst den nächsten Schritt nach links oder rechts tun sollen. Und dabei geben sie stehts vor dem Ausgleich zu dienen um lediglich allen Siedlern die Möglichkeit zu geben, gleich den Elementen und ihren Anhängern das Schicksal dieser Welt - welche wahrlich nicht länger das Mitraspera von einst sondern das Mythodea von heute ist - zu formen. Was ist ihre Motivation? Was planen sie? Was sind sie? IhreKörper scheinen nicht in dieser Welt verankert und nicht aus den Elementen zu bestehen. Vielmehr sind sie reiner Geist und Willenskraft, können Materie zwar manipulieren aber nicht beherrschen, können Leben zwar beenden aber nicht erschaffen. Sie erschaffen Finsternis im Licht und werfen Schatten obwohl ihre Körper nicht real sind. Sie bringen das leuchten der Sterne in die Nacht doch ihre eigenen Gestalten und Gedanken bleiben in Dunkelheit gehüllt. Sie respektieren auf ihre eigene Art sogar die Verfemten ohne mit ihnen zu paktieren und - was noch viel erstaunlicher ist - werden von diesen soweit beobachtet werden konnte ebenso akzeptiert. Sie geben bereitwillig Auskunft über ihr Tun und Handeln sowie über alle Geschichten und Regeln der unsere Welt unterworfen ist doch halten sie sich nicht selber an sie, scheinen über den Gesetzmäßigkeiten der Realität zu stehen. Und sie schweigen vollkommen und zu jeder Zeit über ihre eigene Herkunft, ihr Pläne und Ziele weshalb hier zu spekulieren mir vollkommen sinnlos erscheint.
Die Sphinx
Sind uns und unseren Vorfahren diese Artefakte niemals aufgefallen oder haben sie erst vor wenigen Jahren angefangen zu existieren? Übersehen wir alles, was scheinbar nicht von offensiver Macht erfüllt ist? Übersehen wir Wesentliches wenn es uns nicht entgegenspringt und uns den Sinn der Welt erklären möchte? Es ist ein Faktum, dass die Sphinxen in keiner der alten Erzählungen auftauchen und ebensowenig ihre Artefakte. Damit nehme ich für den Moment an, sie sind erst nach der Öffnung des ersten Siegels in diese Welt gekommen, zwar offensichtlich nicht mit den Siedlern aber scheinbar auch nicht durch die Elemente, da Ignis und alle anderen abstreiten, über sie Kenntnis zu besitzen. Sie verhalten sich zudem neutral gegenüber den Verfemten und werden von diesen genauso verwendet und benutzt wie wir es tun und ähneln dadurch mehr den Grauen Avataren als allem anderen. Eine genauere Untersuchung lässt aber eine deutliche Neigung zu Ignis spüren ohne dass sie jedoch daraus geboren wurden. Ein Mysterium unserer Zeit! Die Sphinxen selber sind zwischen einem und zwei Spannen hoch, manche auf einem Sockel thronend, andere auf dem Erdboden. Ihre Haut ist hart wie und auch von der Farbe alten Sandsteines, oft durchwoben von roter Glut die jedoch kaum Hitze auszustrahlen scheint. Sie sind umgeben durch mancherlei übernatürlichem Schutz aus elementarem Feuer, denn Ignis bedienen können sie sich scheinbar zu jeder Zeit. Nur wer sich ihnen als würdig erweist darf vortreten und ihnen Fragen stellen. Ihre Antworten jedoch sind selten klar sondern immer in oder hinter Rätseln verborgen, ebenso wie die Antworten, die ihre Artefakte stellen. Bisher ist mir nur eines untergekommen, welches in klaren Worten Antwort giebt und dieses fordert für jede Frage die es beantwortet ein großes Opfer an eines der Elemente. Die Gunst der Sphinx ist also niemals leicht zu erwerben, führt den Suchenden jedoch an Orte der Wahrheit, die er niemals für Möglich gehalten hätte.
Das Goldene Kind
Vieles habe ich gesagt über die Grauen Avatare und Sphinxen und viele Mögliche Verbindungen zwischen diesen erkennt mein Geist in diesen Tagen. Doch alle deuten auf einen dritten Faktor hin, der nur zusammen mit den anderen beiden ein vollständiges Bild ergibt. Dieser könnte womöglich das Wesen sein, welches den ordinären Namen ”Goldenes Kind¨erhalten hat. Aber zuerst zu den Verbindungen. Neben den zahlreichen Parallelen, welche der geneigte Rezipient bisher vernommen hat - die Art des Auftretens, das Verhalten gegenüber Elementen und Verfemten sowie der Zeitpunkt des ersten Erscheinens - sehe ich darüberhinaus eine transzendentale Bedeutung in der parallelen Existenz dieser zwei (in Ermangelung eines besseren Ausdruckes erwähle ich hierfür den Begriff) Aspekte. Wurden sie von den gleichen Mächten zu uns geschickt? Dienen sie den selben Kräften, denn alles was auf dieser Welt wandelt ist dem Wunsch unterworfen etwas Größerem zu dienen oder es selbst zu beherrschen? Ich mag mich irren in diesem letzten Punkt, doch sehe ich die Begründung und Verbindung in der Entitiät des Goldenen Kindes, welches für mich der Schlussstein in einem rätselhaften Bauwerk ist. Noch sehe ich nicht die komplette Struktur des vom Architekten erträumten Kunstwerkes doch erahne ich seine Formen bereits und scheine nur noch einen Schritt von dem Punkt entfernt zu sein, von dem aus ich es in seiner Gänze erfassen kann.