Brief von Keevan Deon I
Mein lieber Freund,
Man will es kaum glauben, dass es erst ein halbes Jahr her ist, das die Ereignisse im Norden Terra Ankors ihren Lauf nahmen. Hier, an der Front, verliert Zeit ihre Bedeutung. Die Fronten sind verhärtet, die Männer erschöpft. Die Herrin selbst gibt uns stets neuen Mut und unser Glaube gibt uns stets neue Kraft. Und so ich selbst sicher bin, dass die Herrin in Ihrer unendlich Weisheit einen Plan mit unseren unwürdigen Körpern hier an diesem Orte hat, dass all dies einen Sinn macht, so spüre ich, dass Teile der Commons in unseren Reihen diesen Glauben verloren haben. Immer öfter spüre ich Terras Fluch an meinem Körper nagen, wie er langsamer wird und meine ganze Kunst als Apothecarius wird bald nicht mehr genügen, meinen Körper zusammenzuhalten. Möge Terra, diese schleimige Ausgeburt der Tiefen, in Ihrem eigenen erdigen Rachen verfaulen, für das, was sie rechtschaffenen Männern und Frauen antut! Doch ist es nicht nur mein Körper, der mir Sorgen macht.
Immer und immer wieder muss ich gute, gläubige Commons von meinem Zelt fortschicken, ohne ihnen die Linderung verschaffen zu können, die ihnen von Rechts wegen zusteht. Es werden weniger Körper, mein Freund, immer weniger. Die Fleischnäher tun was sie können, sie arbeiten Tag und Nacht und doch: Da, es geht wieder los! Die Glocke ruft! Der Feind naht! Mein Freund, es hat die ganze Nacht gedauert, das Elementengewürm niederzuwerfen. Wir haben Beute gemacht, doch können diese wenigen Körper nicht die Verluste decken, die wir dem Feind und den Scriptoren zu verdanken haben. Ich musste 10 Seelen als Geschosse verwenden, 10 brave Soldaten musste ich dem Feind entgegenschleudern. Welch eine sinnlose Vergeudung!
Zu allem Überfluss hat es aufgehört zu schneien. Die Kälte nahm mir in den Wochen gerne meine Arbeit aus der Hand und konservierte unseren Heerwurm besser als jede meiner Tinkturen. Doch nun setzt der Regen wieder ein und die Fäule wird sich wieder in unsere Glieder schleichen, wie eine Schlange kriecht sie in mir herum... Mein lieber Freund, ich muss dich um einen gefallen bitten. Streu am Hofe die Information, dass wir mehr Kräuter benötigen. Anbei liegt eine Liste von dem, was ich am dringendsten benötige, um der Fäulnis entgegen zu wirken. Durch direkte Anfragen erreiche ich nichts, vielleicht hilft die Stimme des Gerüchts. So es in deiner Macht steht, hilf dem Heerwurm, hilf mir. An dieser Stelle schließe ich meinen Brief, mit dieser Bitte an dich. Glaube mir, ich vermisse meine Heimat und ich kann nur hoffen, dass wir uns bald an friedlicherem Platze wieder sehen.
Dein ergebenster Keevan Deon