Werter Kollege,
Ich kann Eure Meinung nicht ganz unterstützen!
Ich kann verstehen, was Euch zu der Annahme verleitet, ein fehlerhafter Diener könnte seine Aufgabe voll erfüllen, möglicherweise unter Druck eine gleichbleibende Leistung zeigen, wenn sein Fehler nicht mit seiner Aufgabe zu tun hat. Es ist gefährlich, einen Diener, der seine Gefühle nicht im Griff hat, oder dem sogar die wichtigen Gefühlsregungen abgehen, wie das im Fall des Kindes von Melana leider so ist, auch wenn Sie es nicht hören will, gewähren zu lassen. In einigen Punkten sind solche Leute belastbar, aber in einigen nicht, das wird auch Melana noch herausfinden, wenn auch sehr schmerzlich, wie ich mir vorstelle. Ein Diener, der solch einen Makel aufweist, wird irgendwann unter der Last der Aufgaben zusammenbrechen, früher oder eben auch später.
Seht, wie es die hohen Meister halten, die immer stets und in jeder Hinsicht in ihrem Batodd ausgeglichen sind. Sicherlich erinnert ihr Euch noch an jene, die einst versucht haben die Bindung an die Weltenschmiede ohne diesen Ausgleich einzugehen. Der Mechanismus fordert hier wohl noch die höchstmögliche Harmonisierung, auch wenn später wieder intensive Gefühlsprägungen möglich sein mögen, so steht es natürlich keinem von uns zu, über die hohen Meister zu urteilen und ihre Experimente in Frage zu stellen.
Also beherzigt meinen Rat und sorgt dafür, dass Ihr keine makelbehafteten Diener habt. Tauscht einen solchen lieber gleich aus, oder wenn Ihr auf diesen Diener nicht verzichten wollt, dann lehrt ihn, dass er seine Gefühle nicht überfließen lassen kann, wie ein volles Fass. Nein, er muss sich dieser Regungen bewusst sein und sie mit starker Hand führen, zurückdrängen, damit sie sein Urteilsvermögen und sein Denkvermögen nicht hindern. Er sollte sich in ruhiger Pose niedersetzen und überdenken, was ihn zu starken Gefühlsausbrüchen führt und diese Auslöser entweder vermeiden, was aber zu keiner vollständigen Genesung führen kann, sondern er sollte sich mit ihnen auseinandersetzen. Er sollte Abstand nehmen von solchen Schwächen, die durch zu viel Mitgefühl oder Gleichgültigkeit entstehen. Er darf keine Seite überwiegen lassen. Eine Seite muss die andere ausgleichen.
Wenn er beispielsweise hasst, dass seine Gemahlin mit seinem Konkurrenten spricht, dann muss er sein Denken erforschen, wenn er mit seinem Konkurrenten spricht, oder eine Person, die ihm völlig gleichgültig ist. Er solle jeden einzelnen Gedanken überprüfen und sich überlegen, woher der Hass auf seine Gemahlin in diesem Augenblick kommt. Er sollte nun hingehen und mit seiner Gemahlin sprechen, sich ihr anvertrauen und seinen Hass nicht diese Verbindung beflecken lassen.
Ein anderer mag nun hingehen und sich erklären, warum er die eine Person mit Respekt behandelt und auf eine andere herabsieht. Er soll sich alle Vorzüge, gute und schlechte Taten und Schwächen beider Personen bewusst machen und seinen engen Freunden vorlegen. Neutral, ehrlich und offen. Dann soll beurteilt werden, welche Person mehr Respekt verdient und welche weniger. Dann möge er sich danach richten.
Sein Ziel, als Ganzes im Gleichgewicht zu sein, müsst Ihr ihm stets vor Augen halten. Es ist immer wichtig, jemanden, dem Wissen fehlt, dazu zu ermuntern, dieses Wissen zu suchen und sich einzuverleiben, auf dass er vollständig sei.
Mit diesem Rat möchte ich schließen.
Der Eure, Kelsal