ITT Die Orchidee der Unsterblichkeit

Aus Mythopedia
Spielwelt(en):Mitraspera
Urheber:innen:Fabian Geuss
Mitwirkende:weitere Autor:innen
Jahr:Jahr

Die Orchidee der Unsterblichkeit

Als die Welt noch jung war, und die mächtigen Elementarwesen noch auf ihr wandelten, waren die, welche man später die Alten Herrscher nannte nicht mehr als ein junges Volk , welches neugierig und staunend durch die Welt zog. Die Elementarwesen trugen viele Namen, darunter auch Quihen Assil, die Weltenkinder, und formten im Dienste der Elemente die Welt. Doch mit den neuen Völkern kam auch die Zeit, zu der sie sich langsam von der Welt zurück zogen, damit sterbliches Leben nicht länger befürchten musste durch eine unbedachte Regung ausgelöscht zu werden. Eine der letzten von ihnen aus den Reihen der Smaragdsänger, deren Name bereits lange vergessen war als diese Geschichte hier zum ersten Mal erzählt worden war, liebte es, durch die Gärten Terras zu streifen und all die Wunder zu bestaunen, welche durch ihr Wirken entstanden waren. Und oft lag sie lange Zeit ruhig da, nur um zu spüren, wie um sie herum die Welt verging und neu geboren wurde. Eben zu einer solchen Zeit fand Iksander, ein Prinz seines Volkes, sie unerwartet. Er war eigentlich auf der Suche nach etwas völlig anderem gewesen, doch ergab es sich, dass das eine beim anderen lag. Denn die Quihen Assil hatte sich auf einem Teppich aus weissen Orchideen zur Ruhe gebettet, an deren Kopfende eine einzelne, tief schwarze Orchidee wuchs. Dies war, so hatte Iksander gehört, die Orchidee der Unsterblichkeit. Und wer immer sie pflückte und sein Eigen nannte, war von der Last des vergänglichen Fleisches geheilt. Als Iksander zur Blüte eilte, nahm er die Smaragdsängerin zuerst nicht wahr, denn sie war über die lange Zeit, in der sie ruhig gelegen hatte, von den weißen Orchideen umhüllt worden. In dem Moment, als er die Schwarze jedoch pflückte erwachte sie, und ihre Blicke trafen sich. Niemals zuvor hatte Iksander etwas Vergleichbares gesehen. Sein Geist und Denken wurden im Sturm von den vielfältigsten Gefühlen durchflutet und sein Körper schien nicht länger seinem Willen unterworfen. Es war ihm nicht möglich sich zu bewegen, auch wenn er zu gleichen Teilen nichts sehnlicher Wünschte als zu fliehen und näher an die Unbekannte heran zu treten. In ihren Augen spiegelte sich nicht nur sein gesamtes Leben sondern es schien ihm, als wären sie ein Spiegelbild aller Bäume und Pflanzen des Waldes. Ihr Angesicht war anmutiger und edler als jedes, das er zuvor erblickt hatte und ihre Gestalt flößte ihm zu gleichen Teilen Bewunderung und Ehrfurcht ein. Der Blick dauerte nur wenige Momente doch war es Iksander, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes gesehen. Ein tiefes Gefühl der Zuneigung und des Verlangens hatte Besitz von seinen Gedanken ergriffen und er wollte sich nicht vorstellen wie es wäre, wenn dieses Wesen jemals den Blick abwenden würde. Und seine Hoffnungen wurden erfüllt. An statt sich abzuwenden beugte sie sich vor und sprach zu ihm: ¨Ich freue mich für dich, denn du hast etwas gefunden, was keiner deiner Art vor dir erlangt hat. Doch hat diese Pflanze wie alles auf dieser Welt einen Preis. Du kannst sie nehmen, diesen Ort verlassen und bis die Welt vergeht leben, wirst mich jedoch nie wieder sehen noch jemals wirklich erkennen, wer ich bin.¨ Iksanders Gedanken tobten in seinem Geist, er war zerrissen zwischen Verzweiflung und Hingabe, Gefühle die schon nach diesen wenigen Worten in ihm ausgebrochen waren. Die Smaragdsängerin hatte jedoch längst erkannt, wie es um den jungen Sterblichen stand und so fuhr sie fort. ”Wenn es dich jedoch danach verlangt zu wissen, wer ich bin, so schenke ich dir einen Kuss, einen einzigen Kuss und mehr nicht. Und du wirst mir die Orchidee schenken, nach der du so lange gesucht hast.¨ Ungläubig starrte Iksander in die wissenden und unglaublich sanften Augen. Seine Gedanken waren plötzlich völlig rein und klar und er verstand, was sie ihm angeboten hatte. Und trotzdem, oder gerade deswegen, wer mag es wissen, beugte er sich vor, nahm ihre Hand in die seine und küsste sie so zärtlich auf ihre Lippen, wie es ihm möglich war. Der Kuss war erfüllt von allen Gefühlen, die er empfinden konnte, mal langsam und forschend, dann stürmisch und erobernd, und plötzlich wieder unendlich zärtlich und so fort. Irgendwann endete er, doch Iksander stand noch lange danach still und mit geschlossenen Augen auf der Lichtung und fühlte tief in sich hinein. Als er schließlich die Augen öffnete war das Weltenkind entschwunden, und mit ihr die Schwarze Orchidee. Und als er seine Hände und den Rest seines Körpers betrachtete sah er, dass er seine Jugend verloren hatte und seine Haut von Falten überzogen war. Er kehrte zurück zu den Seinen und sie empfingen ihn wie einen Herrscher. Denn er hatte sich nicht nur äußerlich verändert. Seine Lebensspanne sollte nach diesem Tag nicht mehr lange sein, doch bereute er keinen Augenblick der Zeit die ihm noch blieb seine Entscheidung, die Sterblichkeit gewählt zu haben.