ITT Terras Verrat

Aus Mythopedia

... wenn du in größter Not bist, wenn du die Elemente am dringendsten brauchst und sie um ihre Hilfe anflehst - dann werden sie dich verlassen! Sie werden dich ohne Skrupel und ohne auch nur einen Augenblick zu zögern für ihre undurchschaubaren Zwecke missbrauchen und danach in eine Ecke schleudern wie ein Spielzeug, dessen sie überdrüssig geworden sind. Oh ja, denn nichts anderes als Spielzeuge sind wir in den Augen der Ersten Schöpfung.

Klingen diese meine Zeilen verbittert? Wieso auch nicht, denn ich war dabei, als Terra uns verriet, als alle Bande brachen und ich erkennen musste, dass der eherne Fels nur brüchig ist und wie Staub im Winde! Ich war dort, als die Stärke des ewigen Felsens versagte und als wir zurück und unserem Schicksal überlassen wurden. Wir, die treuesten Diener Terras, wurden von ihr verstoßen und verbannt ... Dies ist keine Legende, kein Märchen, kein Mythos - ich war dort, ich habe miterlebt, wie schwach die Erste Schöpfung ist und wie sehr sie ihre Gefolgsleute verachtet und sie in bitterster Not skrupellos verlässt! Ich schreibe dies nieder, damit meine Gefährten, die damals bei mir waren, niemals vergessen, was uns damals für ein Unrecht zuteil wurde und welchem entsetzlichen und niederträchtigen Verrat wir anheim gefallen sind. Und ich schreibe diese Zeilen, damit die verblendeten Streiter der Elemente endlich erkennen mögen, wie nutzlos ihr ganzes Streben ist, da sie doch Herren dienen, denen sie völlig gleichgültig sind und die sie opfern werden wie eine Schachfigur in einem längst verlorenen Spiel! Denn ich war dort, als es geschah ... Damals zogen wir mit Kelek gen Süden und ungebrochen waren wir in unserem Bestreben, Terra zu dienen und wahrhaft große Taten in ihrem Namen zu vollbringen. Welch närrische Toren wir doch waren ... Denn in unserem Wahn zogen wir gegen jene, die wir heute verehren, gegen die verehrte Knochenkönigin! Doch woher hätten wir es auch wissen sollen? Bewusst hatten uns die Elemente geblendet und glauben gemacht, die Verfemten seien der Feind.

Lange und grausam waren die Kämpfe, die Scharmützel und großen Schlachten und nach und nach ahnten wir, dass wir zu unterliegen drohten, auch wenn wir damals nie aufgegeben hätten, unter dem Banner Terras für sie zu streiten. Und doch füllte jeder unserer Toten die Reihen unserer Gegner und es war damals ein für unsere Augen entsetzlicher Anblick , einstige Gefährten, die wir tot darnieder sinken hatten sehen, auf einmal wieder zu erblicken, wie sie ungelenk und totenbleich ihre Waffe gegen uns erhoben ... Heute weiß ich es besser, denn es ist die höchste Ehre, solchermaßen der Knochenkönigin und dem Untoten Fleische zu dienen, selbst im Tode treu zu sein auf alle Zeit! Doch wie gesagt, zu jener Zeit war ich jung und naiv und genarrt von den Versprechungen der Ersten Schöpfung.

Langsam zogen wir uns zurück, verlustreich war jeder Kampf auf unserem Weg, doch schien es, als könnten zumindest einige von uns mit ihrem Leben davonkommen, um einen anderen Tag wiederzukehren und die Schlacht erneut zu schlagen. Natürlich hofften wir beständig auf die Unterstützung Terras, doch diese blieb uns verwehrt ... Damals ahnte ich nicht, weshalb, und unser Glaube begann langsam zu schwanken angesichts des schieren Wahnsinns, der uns allüberall umgab. Schließlich aber, am Ende unserer Kräfte, erreichten wir die Pforte und das Portal, das uns Freiheit und Sicherheit vor unseren Verfolgern versprach, doch zu unserem nicht enden wollenden Entsetzen fanden wie sie verschlossen vor! Daraufhin hieß Kelek uns, uns um das Portal herum zu verschanzen und so taten wir, was möglich war, und in unserer Erschöpfung und unserer maßlosen Enttäuschung harrten wir der Dinge, die da kommen mochten. Kelek jedoch rief eine einfache Soldatin zu ich, derer ich zuvor niemals gewahr geworden war, von der ich aber nun weiß, dass sie mit dem Namen Yoana gerufen wurde. Lange Zeit sprach er mit ihr und ich wunderte mich mit meinen Kampfgefährten, was er wohl mit dieser Soldatin so immens Wichtiges zu besprechen haben könne, dann aber geschah etwas ganz und gar Seltsames. Denn diese Soldatin schritt vor die Pforte hin und streckte ihre Hand weit empor; ich erinnere mich noch genau, wie das Licht der Sonne sich gleißend auf dem Ring widerspiegelte, den sie an einem Finger trug. Auf einmal aber zog sie einen gar fremdartig aussehenden Dolch und schnitt sich damit in die Hand, was uns alle in Erstaunen versetze, doch hofften wir, dass sie etwas vollbringen konnte, dessen wir uns offenkundig nicht bewusst waren ...

Und diese Worte sprach sie alsdann, die sich mir wahrlich ins Gedächtnis eingebrannt haben, denn schließlich gingen sie dem größten Verrat voraus, den ich mir nur vorstellen kann: DRoslin, ich - Yoana - rufe dich! Ich rufe dich mit dem Ring unserer Ahnin Isinda, ich rufe dich mit dem Blut und durch die Waffe der Erdgeborenen. Ich rufe dich und bitte dich, erhöre mich!S Totenstille senkte sich darauf wie ein Leichentuch für einige Augenblicke über uns alle und nicht ein Atemzug war mehr zu vernehmen. Dann jedoch öffnete sich wie durch Geisterhand die mächtige Pforte und Yoana trat ein und entschwand unserem Blick. Wir alle blickten uns mit neu erwachter Hoffnung an und glaubten uns schon durch den Willen Terras errettet, doch wie bitterlich sollten wir enttäuscht werden! Denn die Geräusche, die wir von jenseits des Portals vernehmen konnten, ließen uns erschaudern. Wir hörten, wie an ein Tor oder eine Tür geklopft wurde, dieses Geräusch werde ich niemals wieder vergessen können. Dann hörten wir nur noch die flehentliche Stimme der Soldatin, wie sie wehklagte, dann schließlich weinte und schrie, bis endlich kein Geräusch mehr zu vernehmen war und wir voll der düsteren Vorahnung dorthin starrten, wo sie entschwunden war ...

Wir warteten lange Zeit und hofften dabei stets, dass nunmehr Terra ein Einsehen haben und uns schließlich doch noch erretten würde, doch mit einem Male schlug uns mit einem Donnerschlag eine machtvolle Druckwelle aus dem Portal entgegen, das die tapfere Yoana gleichsam wie voller Abscheu wieder hervor spie und sie nackt mitten unter uns schleuderte, wo sie ohne Besinnung und immer noch tränenüberströmt liegen blieb! Mit einem letzten Ruck schloss sich hinter ihr das rettende Portal - ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass wir im Süden eingeschlossen waren, abgeschnitten von unserer Rettung, verraten von Terra und der Ersten Schöpfung! Als Yoana wieder zu sich kam, zitterte sie am ganzen Leibe wie Espenlaub und wir alle dauerten sie, denn sie hatte wohl sicherlich ein großes Opfer gebracht und alles versucht, ihre Kampfgefährten zu retten. Auch heute noch halten wir sie in hohen Ehren, auch wenn sie damals in ihrer Verblendung etwas ganz und gar Dummes tat, ebenso wie wir alle. Wir kämpften auf der falschen Seite, wir waren Narren zu glauben, die Erste Schöpfung und unsere Herrin Terra würden sich darum kümmern, was mit uns geschieht ... Doch wir fanden Erlösung durch die Gnade der Knochenkönigin, in deren ewiglichem Dienste wir endlich befreit sind von der Tyrannei Terras! Sie wird uns niemals verraten, dessen bin ich mir bewusst, und all mein Trachten und Streben gilt nun der Vernichtung des ewigen Felses. Wir werden Terra in den Staub treten und sie in ewige Bande schlagen, wir werden nichts Blühendes und Lebendes auf unserem Pfad zurücklassen und die Erde selbst werden wir verderben, auf dass dort niemals wieder etwas wachsen möge ... Ich hoffe, dass diese Aufzeichnung - und ich schwöre bei der Knochenkönigin, dass ich diese Vorkommnisse so getreulich zu Pergament gebracht habe, wie sie sich damals zugetragen haben - in die Hände der Streiter der Ersten Schöpfung gerät. Ja, ich bete sogar dafür. Denn seid euch stets dessen eingedenk: Wenn ihr in größter Not seid, wenn ihr die Elemente am dringendsten braucht und sie um ihre Hilfe anfleht - dann werden sie euch verlassen!