| Spielwelt(en): | Mitraspera |
| Urheber:innen: | Anne Wagner, Christian Wagner, Olav Möhring |
| Mitwirkende: | - |
| Jahr: | 2013 |
OT-Bedeutung: Warum das Jo'Kor bei steigender Macht eines Wesens mitwachsen muss
Abschrift eines alten Briefes, das Jo'Kor betreffend
Geschätzte Freundin,
ich wende mich an dich, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich mich auf Irrpfaden mit meinen Gedanken befinde, oder ob ich immer noch im Licht der Erkenntnis stehe, ohne es momentan selbst erkennen zu können.
Nachdem ich mich umfassend mit dem zentralen Zusammenhang zwischen dem Lo-Uttan und dem Batodd befasst habe, erschloss sich mir beinahe im selben Atemzug ein neuer Themenbereich, den ich für bisher sträflich vernachlässigt halte. Ar'Nathans Forschungsschriften und auch die Ausführungen einiger Kundiger ließen mich auf dem selben Wissensstand zurück, den ich auch selbst schon erreicht hatte. Ich bin in letzter Zeit umtriebig und ruhelos, vielleicht beschäftigt mich das Problem mehr, als ich bisher dachte.
Wenn das Batodd nun, wie bekannt eine Erweiterung erfährt und auch das Lo-Uttan sich dieser Strömung, diesem Prozess annähert und sich anpasst, wie kann es dann sein, dass diesen weisen, wenig verbreiteten Wesenheiten, die dieses Maß an Erleuchtung erfahren haben, nicht an unendlichen Qualen sterben? Das Jo'Kor, unser freier Wille, der maßgeblich auch unser Gewissen bestimmt, ist die schützende Hülle, die unsere Seele und den Speicher der elementaren Macht eines jeden Wesens umgibt. Doch was, werte Freundin, wenn sich Batodd und Lo-Uttan immer weiter potenzieren? Was, wenn sie ungeahnte Größen erreichen und andere Bestandteile unseres Seins nicht nachziehen? Was, wenn wir unsere Bindungen lösen, all das Wissen erreicht haben, welches es hier auf Mitraspera zu erreichen gibt und dennoch in unserem moralischen Handeln beschränkt sind wie ein Kind aus einem der niederen Völker?
Ich mache mir Sorgen darüber, was dann wohl geschehen mag... Ich vermag es nicht genau zu sagen, möchte aber wenigstens mein Theorem mit dir teilen:
Erweitern sich Batodd und Lo-Uttan zu ungeahnten Größen, so gibt es für das Jo'Kor nur noch zwei endgültige Möglichkeiten.
Erstens: Wenn man sich auf den langen Weg der Erkenntnis begibt und sowohl sein Batodd, aber auch sein Lo-Uttan im steten Wechsel anregt und sich aller nötigen Aspekte bewusst wird, so muss man dies im gleichen Maße auch mit dem Jo'Kor tun. Die Vernachlässigung der Ausdehnung des Jo'Kors hätte schlimme Folgen, was mich auch zu zweitens bringt.
Zweitens: Wenn das Jo'Kor, im Gegensatz zu Batodd und Lo-Uttan nicht mitwächst und sich das Subjekt nicht weiterentwickelt, so wird die Kraft des Lo-Uttans schließlich das Jo'Kor in einer gewaltigen inneren Explosion zerreißen. In diesem Fall wären aber nicht nur Jo'Kor und Lo-Uttan betroffen, sondern, und dies erscheint mir als das Schlimmste an meinem Theorem, auch das Batodd.
Welcher Menge an Energie der elementaren Schöpfung kann das Batodd standhalten, ohne selbst für immer und endgültig zu vergehen? Kann es möglich sein, dass es danach, zerfetzt und durch den aufgebauten Druck völlig versprengt, jemals wieder seinen Weg zurück zur Seele des Landes findet?
Ich bezweifle dies stark und ahne in dieser Hinsicht übles. Doch vielleicht sind all dies nur Hirngespinste eines verzweifelten und viel zu sehr in seine Arbeit vertieften Dieners.
Doch sollte mein Theorem der Wahrheit näher kommen als ich bisher glauben möchte, so muss man neue Wege gehen, um auch das Jo'Kor dem Verlauf des Wachstums anzupassen. Dies scheint unweit schwerer, als die Erweiterung des Batodds, sprechen wir hier doch von der Umformung, der Erweiterung des eigenen freien Willens und des Gewissens. Gerade das Gewissen, von manchen Meistern als Illusion abgetan, ist uns eine ewige Schranke, die uns nur bis zu einem gewissen Punkt ohne Unbehagen gehen lässt. Alles darüber hinaus ist für eine Person mit Unannehmlichkeiten verbunden. Doch, werte Freundin, wenn ich durch die Stärkung meines Batodds und Lo-Uttans schon so weit vorgedrungen und so machterfüllt geworden bin, ist es dann nicht auch an der Zeit, dass das Gewissen sich dem neuen Wissensstand anpasst? Die beschränkte Sicht auf die Welt und ihre Vorgänge, die man bisher pflegte, muss von einem abfallen wie ein überflüssig gewordener Panzer. Wir müssen Begriffe wie gut und böse hinter uns zurück lassen und in neuen, vielleicht größeren, vielleicht aber auch einfach nur andersartigen Bahnen denken. Gelingt uns dies nicht nur in Gedanken, sondern, durch den freien Willen bestimmt, auch durch Handlungen, so erweitert sich das Jo'Kor Stück für Stück und erstrahlt im Glanze der Vollkommenheit.
Ich weiß, all dies mag für dich wie ein großes Hirngespinst wirken, aber was, wenn es der Wahrheit entspricht? Ich kann deine Antwort, die mir so wichtig ist, kaum erwarten.
Fühle dich herzlichst gegrüßt.
Kelsal