Spielwelt(en): | Spielweltname |
Urheber:innen: | Stefan Max, Christian Wagner |
Mitwirkende: | Alexandra Saar, Anne-Christin Wagner, Franziska Huber, Stefan Koran, Lena Weber |
Jahr: | Jahr |
Das Konzept
Der Dienervolkkomplex setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, die man aspekttheoretisch und auch in der Art und Weise der Darstellung gut unterscheiden kann. Diese sind wie folgt:
- Dienervolkbefehl
- Dienervolkreflex
- Jo'Kor-Sperre
Der Dienervolkbefehl
Der Dienervolkbefehl ist der prominente Teil des Komplexes und viele denken, dass sich dieser darin erschöpft. Aber nicht nur, dass dieser Aspekt in der Spielrealität einen relativ kleinen Anteil hat, der Dienervolkbefehl lässt sich auch verhältnismäßig leicht beeinflussen oder blockieren.
Das Jo'Kor von Alten Herrscher:innen oder auch mächtiger Erben ist oft stark ausgedehnt und reicht dadurch weit über die Grenzen des Kahat hinaus. Begegnen sich zwei Alte Herrscher:innen, so empfinden sie schon auf eine gewisse Distanz den Kontakt ihrer beiden Jo'Kor. Dies ist ein intensives Erlebnis. Ob es intensiv positiv oder negativ wahrgenommen wird, hängt davon ab, wie die AH zueinanderstehen. Dieser Umstand führt nun dazu, dass bei der Begegnung zweier Wesen, bei denen das eine Jo'Kor vergrößert und das andere nur in der Größe des Kahat vorliegt, das größere Jo'Kor bei der Ermittlung einer Macht-Hierarchie gewinnt. Insbesondere in Situationen eines direkten Befehls prallt der Wille des jeweiligen Jo'Kor mit dem des anderen aneinander, wobei sich in der Regel der des mächtigeren Jo'Kor durchsetzt. Bedingt durch diesen Unterschied und die Veranlagung des Dienervolkreflexes (siehe nächster Abschnitt) ist das Elementarvolk-Mitglied schnell bereit, sich dem Befehl des deutlich mächtigeren Jo'Kor hinzugeben.
Dieser Teil des Dienervolkkomplexes lässt sich durch Artefakte und Rituale beeinflussen, wenn man ungefähr verstanden hat, wie er funktioniert. Allerdings kann man ihn bisher nicht vollständig entfernen. Bisher war es nur möglich, eine Übertragung dieser Veranlagung in Befehlssituationen auf andere Individuen zu realisieren oder durch vergleichbare Beeinflussungen des Jo'Kor anderer Natur (Makel des Zweifels) zu ersetzen. Das ersatzlose Entfernen des Dienervolkbefehls ist aktuell nicht möglich. Dieser kann lediglich zeitweise unterdrückt oder an andere Wesen übertragen werden.
Wird ein Wesen temporär vom Dienervolkbefehl befreit, so erlebt es das erste Mal in seiner Existenz ein Gefühl für normale Hierarchien. Nach wie vor empfindet es beim Kontakt mit anderen Wesen unterbewusst den Abgleich der Macht der Jo'Kor, während zugleich auch noch der Dienervolkreflex aktiv ist. Allerdings wird bei einem ausgesprochenen Befehl des:r AH oder Erben kein starker Zwang mehr ausgeübt, der den Willen des Wesens unterdrückt und ihm dabei keine Wahl mehr lässt. Vielmehr vermag es sich bewusst und willentlich damit auseinander zu setzen, also zu entscheiden, welche Konsequenzen es hätte, diesen Befehl nicht zu erfüllen. Abhängig vom Individuum gibt es für den Charakter nun einen großen sozialen Bereich (Respekt, Loyalität, Herrschaftskonzepte etc.), den er vollkommen neu lernen muss – Probleme sind vorprogrammiert. Außerdem erleben einige Figuren diese ersten Erfahrungen auch als Schockmoment ihrer Existenz, da die neue, plötzliche Freiheit womöglich auch als beängstigend und überwältigend wahrgenommen wird.
Dienervolkreflex
Der Dienervolkreflex ist für das tagtägliche Miteinander der Elementarvolkcharaktere (EVC) viel relevanter, wenn auch die Wirkung nicht gleichermaßen plakativ genutzt werden kann. Es bezeichnet die Disposition eines jeden EVC, die Wünsche eines:r Alten Herrscher:in (oder einer vergleichbar mächtigen Figur) zu erfüllen. Dazu ist es nicht nötig, dass direkte Befehle ausgesprochen werden, oder tatsächlich ein Zweikampf zweier Jo'Kor ausgefochten wird. Auch ein EVC, der niemals einem:r Alten Herrscher:in begegnet ist, verspürt den Wunsch zu gefallen, den anderen glücklich zu machen und eine allgemeine emotionale Zugewandtheit.
Diese durch den im Ahnmark befindlichen Bauplan angeborene Neigung führt nicht zu blindem Gehorsam und Sklaventum der EVC gegenüber jedem:r Alten Herrscher:in, aber daraus entsteht schnell eine starke Konditionierung. Der EVC spürt den Wunsch zu gefallen, der:die Herrscher:in äußert Wünsche und der EVC erfüllt diese. Der Reflex belohnt dies mit einem Gefühl von Sinnhaftigkeit und Befriedigung (‚Ich habe einen Sinn in meinem Leben, ich habe eine wichtige Aufgabe'). Zu wissen, wo der eigene Platz im Leben und in der Welt ist, befriedigt ein Grundbedürfnis fast aller Wesen. Dies erfordert also nicht, dass der:die Herrscher:in dem EVC überschwänglich dankt (oder auch nur angemessen), sondern würde auch bei Gleichgültigkeit des:r AH funktionieren.
Um es deutlicher zu benennen: Dieser Prozess ist eine Konditionierung, also Verstärkung. Diese Konditionierung führt zu einer starken emotionalen Bindung an den:die Herrscher:in und an die Position, die die EVC in ihrem Leben erfüllen. Diese emotionale Bindung kann definitiv gebrochen oder verändert werden, aber das ist bei weitem kein einfacher, sondern vielmehr ein langwieriger Prozess. So wie man Individuen neue Verhaltensweisen beibringen kann, oder auch so, wie ein Erwachsener sich seine Routinen, die er liebgewonnen hat, abgewöhnen kann, weil sie schädlich sind, kann auch der EVC das Erfüllen der Wünsche der AH wieder aufgeben. Aber es ist am besten zu vergleichen mit einer Sucht (z.B. Zigaretten). Rein rational hat man verstanden, was das Problem ist, man weiß auch, dass es schädlich oder schlecht ist und evtl. auch dazu führen kann, sich in gefährliche Situationen zu begeben, aber dennoch ist der Wunsch und die Gewohnheit da. Hier muss jeder EVC willentlich stark an sich arbeiten und idealerweise Situationen trainieren, in denen er in Versuchung geführt wird oder alternative Strategien etablieren, die ihn davon abhalten, automatisch das zu machen, was Personen von einem wünschen, die man womöglich auch sehr schätzt. Hierbei muss herausgefunden werden, ob die Zuneigung zu einem AH/Erben ‚echt' ist, oder nur durch den Reflex etabliert wurde.
Jo'Kor-Sperre
Die Jo'Kor der meisten Elementvölker sind über die jeweiligen Ahnmarke von ihren Erschaffern mit einer Sperre ausgestattet worden, die diese in ihrer Ausdehnung an die Größe des Kahat binden und damit die Völker in ihrer Entwicklung hemmen und begrenzen. Damit geht auch eine Begrenzung der Entwicklung von Lo-Uttan und Batodd einher.
Dabei ist zwar zu beobachten, dass die meisten AH stark vergrößerte Jo'Kor haben, aber auch die Erben sind da mittlerweile oft nicht so weit von entfernt. Das Tragen eines Hochamts führt für gewöhnlich zu einem Anwachsen des Jo'Kors, aber auch andere Spielercharaktere können ein größeres, vom Kahat entkoppeltes, Jo'Kor haben. Wir sprechen hier meist davon, dass ein:e Erb:in die Macht des „Alten Blutes“ geweckt hat und in Mitraspera angekommen ist. Die EVC sind dazu nicht in der Lage. Dies stärkt einerseits das Mächteungleichgewicht, was für den Dienervolkbefehl wertvoll ist, und zum anderen verhindert es die Anwendung eines Dienervolkbefehls auf Dritte. Also zwingt das begrenzte Jo'Kor die EVC nicht grundsätzlich zum Befolgen von Befehlen, aber verhindert das Ausüben von Macht gegenüber anderen. Eine Vorsichtsmaßnahme, die sich nach Völkern wie den Shir'Tanaar als notwendig gezeigt hat.
Eine Weitung des Jo'Kor durch Aufbrechen der Jo'Kor-Sperre ist durchaus möglich, war bisher aber stets mit Nebenwirkungen verbunden. Denn dabei sind die Gefahren durch außer Kontrolle geratene Elementarvölker zu bedenken. Zudem ist die Weitung des Jo'Kor potentiell sehr gefährlich, wenn nicht sichergestellt werden kann, dass diese Änderung dauerhafter Natur ist. Sollte für einen Zeitraum von z.B. drei Monaten die Sperre aufgehoben werden, der EVC in der Zwischenzeit an einer Weitung seines Lo-Uttan (willentlich oder unwillentlich) arbeiten und dann bildet sich das Jo'Kor zurück, wäre dies ein oft tödlicher Prozess für den EVC, weil die Kräfte so stark in ihm komprimiert werden würden, bis eine Detonation seines Lo-Uttans stattfindet und den EVC von innen zerbersten lässt.
Analyse des Dienervolkkomplexes
Die meisten Analysemöglichkeiten ergeben sich durch Experimente mit Plots um das Thema Dienervolkreflex. Beispielsweise gab es am APL auf dem ConQuest 2017 zwei Plots, die sich mit dem Dienervolkbefehl befassen, aber auch der Metaplotstrang um die Kinder der Freiheit bzw. Ergebnisse aus dem Plot Zeitalter der Sterblichen greifen dieses Thema auf.
Das Spiel
Wer kann Befehle geben?
widerstreitende Befehle