ITT Briefwechsel Akeron und Ethelian

Aus Mythopedia
Spielwelt(en):Mitraspera
Urheber:innen:Sophia Richartz
Mitwirkende:weitere Autor:innen
Jahr:Jahr

Werter Finder.

Ich bete, dass dieser Krieg doch noch zu unseren Gunsten endet und Deine Hand, die diese Zeilen nun hält, von warmen, lebendigen Blute durchströmt wird.

Wenn Du diesen Brief liest, wirst Du vermutlich, durch das was Du hier vorgefunden haben wirst, annehmen, dass sowohl mein Neches'Re, als auch seine Herrin Linara'res, die Nyame der östlichen Lande, oder was davon übrig ist, sowohl von klarem Verstand als auch von allen Elementen verlassen ist.

Doch sollst Du wissen, das keiner von ihnen von bösem Wesen oder niederträchtigen Charakter war. Mein Neches'Re ist ein liebenswert, treu und pflichtbewusst. Und Linara'res ist eine gute Herrscherin, die wahrlich Großes leistet und ihr Volk in dieser finsteren Zeit gegen alle Gefahren verteidigt. Und beide lieben die Elemente mehr als ihr eigenes Leben. Allein, was der Krieg, der nun schon solange tobt, ihnen angetan hat, ist mehr als die Seelen zweier Sterblicher ertragen können, selbst wenn sie Neches'Re und Nyame sind. Nach dem langen Leid und den vielen Entbehrung die sie erdulden mussten, sind sie anders geworden als sie es in den glücklichen Tagen waren, die wie ich heute manchmal befürchte, vielleicht niemals wieder kehren werden. Damit Du dir selbst ein Bild ihrer Leiden machen kannst, will ich Dir hier einen der Briefe, die mein Bruder Niramas, ein Diener des Neches'Re mir von Zeit zu Zeit zu schreiben pflegte, zu lesen geben, so wie er ihn an mich sandte. Auch wenn dies am Geschehenen nichts ändert, magst Du doch durch dieses ein wenig besser verstehen, warum es getan wurde. Lies und handle dann so, wie dein Herz und die Stimmen der wahren Elemente in deiner Seele Dir gebieten.

Im festen Glauben, das Mitraspera noch gerettet werden kann,

Akéron


Akéron,

ich danke allen, dass ich nun diesen verfluchten Ort verlassen darf. Was wir hier erleben mussten war so grässlich, das ich mich fast scheue, davon zu berichten, um Dir nicht noch mehr schlaflose Nächte zu bereiten. Doch die Kunde der Greultaten, die unsere verhassten, fauligen, Feinde begehen, werden Euch wohl bald als dumpfes, geflüstertes Gerücht erreichen, wenn nicht gar die Winde selbst, die alles sehen und die durch den Anblick ihrer sündigen Gestalten beleidigt wurden, den Schleier der Heimlichkeit hinfortreißen und der Welt ihre Taten klagend offenlegen. Aber Du sollst aus meiner Feder die Wahrheit erfahren, denn was geschehen ist, ist schwierig und manches nur im Zusammenhang zu anderen Ereignissen zu begreifen.

Unsere gute Herrin Na'Corin A'Linara'res, mögen die Ewigen stets ihren Weg erleuchten, wurde, wie du dich erinnerst, ja bereits vor etlichen Zyklen auf furchtbare Art und Weise verraten. Ich schrieb Dir ja damals, wie Amaa'Rezs, der Ouai-Berater unserer Herrin, durch Intriegen und Betrug versuchte sich über Na'Corin A'Rites'nahe, den Bruder unserer Nyame, zu stellen und ihn von der Seite seiner Schwester zu verdrängen. Ich selbst fand schon damals, wenn ich Dir im Vertrauen dies sagen darf, den Richtspruch, ihn für diesen dreisten Versuch an die Front zu versetzen, zu milde. Es war Verrat und dafür gibt es nur eine Strafe! Man mag aber unserer Herrin dies nachsehen, denn schließlich diente Amaa'Rezs ihr viele Jahre treu, schon bevor sie, damals noch so jung... so jung, das Amt der Nyame errang. Auch wenn er, typisch für einen der antiquierten Bruderschaft der Ouai, stets Zaghaftigkeit und halbherziges Handeln riet, wo es doch im Krieg gegen die Verfemten nur einen wahren Weg geben kann und dies ist der eiserne!

Jedenfalls hätte unsere Herrin, worin sich wohl alle einig sind, gut daran getan, Amaa'Rezs damals direkt zur Urseele zu schicken, denn der Feigling hatte nichts besseres zu tun, als kaum dass er in des Feindes Hände fiel, sein Schiffchen nach dem Strom zu wenden und angesichts der Bedrohung eventueller Folter in Gefangenschaft sogleich dem untoten Abschaum Gefolgschaft zu schwören. Wahrlich, wenn wir jemals seiner habhaft werden, dann soll er noch darum betteln, dass die Fleischnäher ihm die Haut bei lebendigem Leibe abziehen, denn seine Strafe wird unaussprechlich furchtbarer sein!

Dieser Elende stieg in den letzten Zyklen rasch in der Gunst der vermaledeiten Knochenkönigin auf, indem er die tiefe, jahrelange Bekanntschaft zu unserer guten Herrin schamlos ausnutzte, um uns schmachvolle Niederlagen beizubringen. Doch reicht seine Grausamkeit noch weiter: Um den Willen unserer Krieger und Völker zu brechen, ersinnt sein verdorbener Verstand ständig neue Greultaten, die jenseits aller Beschreibung sind... Da werden noch halb Lebende auf offenem Felde ausgeweidet, gefangene Krieger, die ehrenhaft gekämpft haben... ohne Sinn bis zum Wahnsinn gequält und entstellt, widerwärtigste Folter- Hinrichtungsmehtoden erprobt... Ich musste Dinge mit ansehen und hören, die mich nie mehr ruhig schlafen lassen werden...

Sein liebstes Spiel aber scheint es zu sein, die Kinder unserer Völker zu rauben, diese zu Untoten zu machen, und die Kleinen dann an vorderster Front gegen ihre Eltern laufen zu lassen.

Es gibt keine Verdammnis, keine Peinigung und keine Art der Buße die als Strafe für den seelenlosen Bastard Amaa'Rezs auch nur entfernt angemessen wären.

"Geißel der Kindheit" nennen ihn die Krieger der Völker.

Ich spucke auf seinen Namen. Mögen die Elemente selbst herabsteigen um sein verdorbenes Wesen aus unserer Welt zu tilgen!

Doch seine schlimmste Tat kennst Du ja noch garnicht, so will ich nun berichten, auch wenn ich während ich schreibe, wohl Tränen werde vergießen müssen... obwohl sie grade erst versiegt sind, denn wir sind noch keine drei Takte vom Schlachtfeld, wo sich das zutrugt...

Renes'nahe , der erstgeborene Sohn meiner geliebten Herrin...

Es war ein Hinterhalt. der ehrlose Bastard Amaa'Rezs muss es genüsslich geplant haben. Als wir, die Nyame, iher Berater und Eskorten, auf dem Rückweg in unser schönes Land waren wurden wir plötzlich von starken Verbänden des Feindes angegriffen und bei der Siralar-Schlucht eingekesselt. Wahrlich, innerhalb der Grenzen unseres Landes hätte Linara'res den Untoten Abschaum mit der Macht ihres Zorns zu Asche zerfallen lassen, doch war sie an jenem Ort nicht im Besitz ihrer vollen, wunderbaren Stärke. Das Gefecht lief gut für uns, auch wenn wir gezwungen wurden, ob der zahlenmäßigen Übermacht des Feindes mal zu mal zurückzuweichen und so unsere Formation verloren. Darauf müssen die Feiglinge spekuliert haben, denn es gelang ihnen, das hilflose Kind, das arme, wehrlose kleine Ding... den Wächtern zu entreißen und damit zu fliehen... im Tumult bemerkte ich es zu spät. Die Untoten zogen sich sogleich zurück... Und dann bemerkten wir was sie beabsichtigt hatten. Linara'res war wie von Sinnen ...und ich fast starr vor Angst. Wir verfluchten den Verräter, denn es war klar dass nur er hinter dieser ehrlosen List stecken konnte. Die Herrin nahm an, oder besser, sie und wir alle mit ihr hofften, Amaa'Rezs wolle Renes'nahe als Geisel benutzen, um vielleicht Landstriche, Banner oder Rückzüge von uns zu erpressen.

Doch es kam Schlimmer. Als wir uns nur Tage später, dieses Mal mit dem ganzen Heer auf freiem Feld wieder dem Heerwurm der Untoten stellten, und jeden Augenblick mit Gesandschaften des Feindes rechneten, da sahen meine Augen in der ersten Reihe der wandelnden Kadaver Knochenkönigin Na'Corin A'Renes'nahe. Unwirklich erschien es, wie der winzige Körper taumelnd... er konnte ja noch kaum laufen... und trotzdem mit unnatürlicher Geschwindigkeit aus der vordersten Reihe hervorkam. In jenem Moment verharrten alle Krieger der Elemente. Dann hörte ich die Stimme, die mir das Herz zerschnitt. Es war jene Kinderstimme, die ich noch Tage zuvor so glücklich lachen hörte, wenn seine Mutter ihn fütterte, die so bitterlich weinte, wenn ihn etwas plagte... Hoch und dünn klang sie, vor ihrer Zeit ganze Wörter sprechend, wider allem was sein sollte Verzweiflung säend.

"Für die Knochenkönigen" rief er, und mein Herz zerbrach. Die verzweifelten Schreie von Linara'res, als sie am Leben verzweifelt zu Boden fiel, hörte ich laut. Neben ihr kniete ihr Neches'Re, sein Gesicht war von Wut verzerrt. Bei den Elementen. Nie habe ich solchen Schmerz gesehen.

Renes'nahe, sah dem Neches'Re, obwohl so jung und klein, ähnlich, weißt Du, lieber Bruder? Auch wenn er als Neches'Re meiner, unserer, Herrin in erster Linie als Schwertarm dienen soll, so verband sie doch zu Zeiten viel mehr. Auch wenn nie darüber gesprochen wurde... Wir wussten es.

Dieser verfluchte Verräter hat dem Sohn unserer Herrin und somit auch dem Sohn meines Herren die Seele entrissen. Noch neben der Nyame knieend hörte ich meinen Herren rufen: “Niemals soll das vergeben werden. Wir werden dich jagen. Niemals sollst du wieder Frieden finden. Ich schwöre bei den Ewigen selbst, dass ich dich finden werde und für deine Verbrechen gegen die Schöpfung bezahlen lasse. Du wirst erfahren was Leid bedeutet.”

Ich muss inne halten. Mein Herr bedarf meiner. Die Pläne für den nächsten Feldzug wollen gemacht werden, und wir sind einig in unserem Ziel: Wir werden den Untoten Abschaum vernichten und wenn es das Letzte ist, was unser Volk auf dieser Welt tut.

Es grüßt dich schmerzgeplagt

dein Bruder

-Ethelian