Fortlaufenden Bericht QU-ULTY24 zum Trank der Tiefen.
Protokollist: Ouai Rahinototupan
Wie angebracht und üblich wurden die Versuche mit mehreren Vergleichsreihen angelegt. Nach dem initialen Ausschlussverfahren forderte die Herrin Karaleth für ihre Forschung einen Angehörigen der Schöpfung der Lona an. Dem Wunsch wurde entsprocehn und wir erhielten ein hervorragendes Exemplar. Dieses wird mit dem mutagenen Anstoß in Form eines Trankes, aus dem Wissen des Sephor'Assil gebraut und extrahiert, in Verbindung gebracht werden.
Anamnese:
Bei dem Testsubjekt handelt es sich um eine weibliche Lona, körperlich stark und gesund gebaut. Nur wenig Verschleißerscheinungen an inneren Organen, geistig stabil und munter. Ihr Alter liegt schätzungsweise bei zwölf bis vierzehn Sommer, noch keine Nachkommen aus eigenem Schoß. Im unberührten Stadium ist die elementare Verlagerung in diesem Subjekt sehr dominant und neigt zu starken Ausschlägen. Dieses Subjekt bietet damit eine hervorragende Extremvergleichsline. Die Nullinie stellt im Kontext das natürliche Mutationsverhalten eines Sephor ́Assil dar.
Erster Tag
Mit Beginn des ersten Tages wurde der Trank verabreicht. Es ist zu diesem Zweck eine Betäubung des Subjekts vorgenommen worden, da die immediate Reaktion bereits zuvor ultimativ avers ausgefallen war und durch diese Vorkehrung eine unmittelbare Abstoßungsreaktion, massive Vergiftungserscheinungen bis hin zu lethalem Schock vermieden werden sollen. Der Vorgang verlief erfolgreich, die Atmung setzte lediglich für einige Takte aus, wobei jedoch der Herzschlag innerhalb der tolerablen Parameter stabil blieb. Der Kahat zeigte Reaktionen in Form von blaugrau hervortretenden Adern und verfärbten Hautpartien. Ein Rückgang oder eine volksstypische Ausprägung dieser optischen Veränderungen bleibt abzuwarten. Nach dem Erwachen zeigt das Testsubjekt Anzeichen leichter Schmerzen. Es verlangte nur kurzzeitig nach seiner Familie, eine erwartbare Reaktion auf körperliches Unwohlsein, die sich durch sanftes Ermahnen beheben lies. Daraufhin wurde es in Isolation verbracht und verfiel unter Wärmeeinwirkung in einen unruhigen Schlaf.
Zweiter Tag
Keine merklichen Veränderungen. Optische Entstellung nicht zurückgegangen, eine Hautveränderung ähnlich einem Ausschlag scheint dazugekommen. Normale Nahrungsaufnahme, leichte Konversation. Subjekt wirkt luzid und gefasst.
Dritter Tag
Keine merklichen Veränderungen. Optische Entstellung nicht zurückgegangen, der 'Ausschlag' ist geblieben. Subjekt hat begonnen, sich zu kratzen, dies wurde ihm verboten. Temperatur im Pflegestätte gesenkt, um Mutation zu befördern. Normale Nahrungsaufnahme, leichte Konversation. Subjekt wirkt luzid und gefasst.
Vierter Tag
Keine merklichen Veränderungen. Optische Entstellung nicht zurückgegangen. Subjekt jammert über den Juckreiz. Erhielt Süßspeisen, um Moral zu stärken. Normale Nahrungsaufnahme, leichte Konversation. Subjekt wirkt luzid und gefasst.
Fünfter Tag
Keine merklichen Veränderungen. Optische Entstellung nicht zurückgegangen. Subjekt erträgt Juckreiz stoisch, wirkt jedoch missmutig. Körperlicher Zustand Umstandsangemessen. Nächste Dosis unter Sedatio verabreicht. Erneut setzte der Atem des Subjekts aus, während der Herzschlag die meiste Zeit stabil blieb. Nach Erwachen sah sich das Subjekt außer Stande, Fassung zu wahren. Offenkundig Schmerzen leidend, erhielt es eine höhere Dosis beruhigendes Tonikum, im achten Teil auf die den Lona zu eigene Lo-Uttangemengelage spezfiziert, individuelle Besonderheiten zugunsten der durchschlagenden Wirkung bevorzugend. Temperatur weiter gen volksspezifische Vorliebe gesenkt. In Isolation verfiel das Subjekt sofort in tiefen Schlaf, unterbrochen nur durch Episoden von Übelkeit, die sich mit vollständiger Entleerung des Magens einstellten.
Sechster Tag
Am Morgen stellt das Subjekt sich letharg dar. Wiederholt verlangte es nach Abbruch des Versuchs und Rückkehr zu seiner Sippe, was auf eine Aufweichung des Jo'Kor rückschließen lassen könnte. Ob diese die gewünschten Ergebnisse befördert oder nicht, oder ob es gar eine Nebenerscheinung des beginnenden Effekts ist, bleibt abzuwarten, weswegen vorerst keine weiteren Ermunterungen oder Linderungen vorgenommen werden. Keine weitere Konversation.
Siebter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Geistiger Zustand leidlich stabil, Klageäußerungen nehmen im Verlauf des Tages ab, schließlich setzt Lethargie ein. Nahrungsaufnahme wurde verweigert.
Achter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Geistiger Zustand leidlich stabil. Jede leichte Konversation wird instantan auf das Leben in der Stätte der Lona oder Aktivitäten der Sippe gebracht. Vom Subjekt selbst angesprochene, banale Inhalte lösen emotional averse Reaktion aus. Ich habe die Unterhaltung abgebrochen und die Wärmezufuhr in der Pflegestätte kurzfristig sacht erhöht.
Neunter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Geistiger Zustand erscheint stabilisiert.
Zehnter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Den dritten Tag in Folge äußerst unruhiger Schlaf, wohl Effekt der Umstände des Versuchs. Wenn es in zwei Tagen keine Besserung zeigt, oder gar rapide Verschlechterung, erwäge ich leichte Betäubung über die abendliche Ration. Geistiger Zustand unruhig, aber stabil. Leichte Konversation.
Elfter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Keine Verbesserung des Schlafmusters. Geistiger Zustand unruhig, aber stabil. Keine Konversation.
Zwölfter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Unzufriedenstellend ist der Mangel an Fortschritten im beabsichtigten Effekt. Keine Verbesserung des Schlafmusters. Geistiger Zustand unruhig, aber stabil. Die Herrin erwägt offenbar eine weitere Dosis des Tranks, um die Mutation zu forcieren. Ich hoffe sehr, dass ich in der Pflege des Subjekts keinen Fehler begangen habe, der die Forschung zurückwerfen würde. Noch zeigt die Herrin sich aber zufrieden mit meiner Arbeit, erwähnte jedoch, dass das Subjekt durchaus munterer sein könnte. Abendliche Sedierung für besseren Schlaf begonnen, Subjekt jammert über den Geschmack der Ration. Keine weitere Konversation.
Dreizehnter Tag
Zustand bleibt stabil, körperliche Veränderungen unverändert. Geistiger Zustand stabil. Schlaf hat sich dank Sedierung verbessert. Ausschlag hat sich dagegen unerklärlich verschlechtert, offene, blutige Stellen mussten versorgt werden. Verschärfte Beobachtung unter Tags gibt preis, dass Subjekt begonnen hat, sich an Wänden und Einrichtung zu wetzen, um den Juckreiz zu lindern. Scharfes Verbot resultiert in emotionalem Zusammenbruch. Wie irritierend. Die nächste Dosis traf ein, es obliegt mir, sie am nächsten Morgen zu verabreichen. Was für eine Ehre!
Vierzehnter Tag
Morgendliche Bestandsaufnahme: Zustand stabil, körperliche Veränderungen unverändert, Wunden beginnen zu heilen. Geistiger Zustand leidlich stabil. Ich verabreiche die Dosis.
Fünfzehnter Tag
Am gestrigen Tag verblieb keine Gelegenheit, die Aufzeichnungen fortzuführen, weswegen ich es genauso gut heute unternehmen kann. Die immediate Reaktion auf die dritte Dosis waren immense Schmerzen, die die Möglichkeiten zur Lautäußerung zu übersteigen schienen. Das Subjekt verlor die Kontrolle über seine körperlichen Funktionen, während der Kahat sich massiv zu verändern begann. Die Hautverfärbungen weiteten sich aus und zeigten die ersten charakteristischen Ausprägungen der Zielform, ein erhebender Anblick. Kamm bildete sich sprunghaft zur juvenilen Form aus, zu Lasten der Behaarung des Kopfes. Leichte Atemnot zeigte an, dass auch die inneren Organe sich zu verändern begannen. Erwäge Verbringung in einen Tank zur Beförderung des weiteren Verlaufs, jedoch erst nach Rücksprache mit der Herrin. Ein eventueller Satz in das Präterstadium war letztlich ja nicht das Ziel dieses Versuchs. Verbleib an trockenem Land also wohl Mittel der Wahl, um sprunghafte Mutation zu unterdrücken. Sprühregen von Salzwasser verschaffte Linderung. Subjekt war unter heftigen Schmerzen nicht ansprechbar, regressierte ins infantile Stadium. Keine Konversation möglich. Sedierung zur Nachtruhe. Am heutigen Tag scheint das erreichte Plateau stabilisiert. Subjekt verbleibt stoisch, verweigert Nahrungsaufnahme und Konversation. Unruhig im Wachzustand, verfällt intermittierend in ohnmachtsähnlichen Schlaf.
Sechszehnter Tag
Waschtag. In Salzwasser lässt sich die restliche, zuvor lediglich "befallen" anmutende Haut unter moderater Abrasion zugunsten des erhofften Resultats ablösen. Ein überraschendes, aber umso erfreulicheres Ergebnis.
Siebzehnter Tag
Erreichtes Plateau scheint immer noch stabil. Körperliche Untersuchung zeigt einen linear fortschreitenden Aufbau der Volksmerkmale. Subjekt jammert nun fortwährend, immer noch äußerst irritierend. Wenigsten nimmt es Nahrung zu sich, was mir erlaubt, Sedatio zuzuführen. Keine Bemerkungen zum Geschmack der dosierten Ration. Verlust von Geschmackssinn, oder Überlagerung durch emotionalen Druck? Leider lässt sich das so nicht herausfinden. Ich bedauere das Verbot der Herrin, das Subjekt einer genaueren, auch internen Analysis zu unterziehen. Offenbar wünscht sie ein lebendes Spezimen der vollendeten Transmutation. Nun gut. Pflegestätte wurde abgedunkelt, befeuchtet und gekühlt. Um mir die konzentrierte Arbeit zu erleichtern, habe ich den dämpfenden Klangschutz anbringen lassen. Klagelaute sind, qua dessen Funktionalität, nicht mehr zu vernehmen.
Achtzehnter Tag
Ich habe einen äußerst produktiven Tag damit verbracht, die Aufzeichnungen zu allen laufenden Versuchen zu ordnen und indizieren. Am späteren Nachmittag informierte Chimalmat mich, dass Jammern aus der Pflegestätte zu vernehmen sei. Ich schalt ihn zunächst für seine Dummheit, musste ich doch vermuten, dass er nach der Gabe der mittäglichen Ration lediglich den Klangschutz zu locker arretiert hätte. Er jedoch insistierte und tat wohl darin! Als ich mit ihm zusammen zu der Pflegestätte ging, hörte ich schon von Weitem, dass das Jammern seine Frequenz gewandelt hatte und ohne Mühe den Klangschutz durchdrang ! Welch ein Durchbruch! Es singt! Ich habe die Pflegestätte nun in Dunkelheit getaucht und das Intervall der Benetzung verkürzt. In den späten Stunden der Nacht erfolgt ein massiver Ausbruch von Zorn und zerstörerischer Wut, der die Wände der Pflegestätte erbeben ließ. Ich bin mehr als zuversichtlich, dass es sich hierbei um ein letztes Aufbäumen der sich unwiederbringlich wandelnden Lo-Uttan Zusammensetzung handelt.
Neunzehnter Tag
Am Morgen des Tages ließ ich den Klangschutz entfernen und durfte das Ergebnis der Nacht bewundern. Es ist vollendet! Körperlicher Zustand stabil. Geistiger Zustand nicht beurteilbar, jede Konversation wurde verweigert. Ich unterließ alle Versuche, eine Reaktion zu provozieren, um die prekäre Balance der Aspekte des Seins nicht in Gefahr zu bringen. Eine Stabilisierung der Mutation hat nun oberste Priorität! Was für ein prickelnder Moment der Unsicherheit, zwischen greifbarem Erfolg und zerschmetternder Niederlage. Nun gilt es, Ruhe zu bewahren.
Zwanzigster Tag
Es muss geschehen sein, während ich mich zur Meditation zurückgezogen hatte. Nicht dass ich etwas daran ändern hätte können, steht zu befürchten. Nicht dass das für die Beurteilung meines Erfolgs einen Unterschied machen würde. Die Mutation tat einen spontanen Sprung jenseits der Funktionabilität. Das Subjekt war, als ich hinzukam, selbst in Grundzügen nicht mehr erkennbar, so schwerst deformiert stellten sich alle Teile des Kahat dar. Seine Rufe mussten immediat unterbunden werden, da sie die Anwesenden zu schädigen drohten. Binnen kürzester Zeit deteriorierte es, so wenig ich das noch für möglich gehalten hatte, weiter, trotz Gabe aller genehmigten Toniken. Letztlich blieb mir nicht übrig als das Eingeständnis, dass es nicht mehr lebensfähig war, der Gnadenstoß erfolgte in gewohnter Weise von Chimalmats Hand.
So bedauerlich das abrupte Ende dieses Versuchs auch ist, bietet sich mir nunmehr die erhoffte Chance auf Sektion, die ich in einem gesonderten Bericht darlegen werde.